Wesel Domkonzert mit unfassbarer Leichtigkeit
Wesel · Nach dem langen Applaus für den international geschätzten Organisten Heinrich Wimmer aus Bayern gab dieser eine Zugabe. Kein Schmankerl, sondern einen beglückend natürlichen, fröhlichen Gesang, für den sich, nach neuem Beifall, etliche Hörer noch persönlich bedankten. Ach, jene "Toccatina für Flöte" von Pietro Jon verschwebte mit unfassbarer Leichtigkeit.
In der vom Wesel Kantor Ansgar Schlei sorgfältig geplanten Musik-Reihe war das Konzert am Sonntag im Willibrordi-Dom ganz sicher eines der besten. Unspektakulär, wie es zu einem Könner passt, trat der Organist auf, war sogleich mit der Marcussen-Orgel so vertraut, dass er mit ihr seine individuellen Werkdeutungen überzeugend vorstellen konnte. Im "Grand Dialogue" des Franzosen Louis Marchand schienen im Wechsel von vollem Klang und zierlichen Läufen Gespräche über das Leben auf. Daran schlossen sich Bachs Fantasie über den Choral "Komm, Heiiger Geist", BWV 651, und die Choralbearbeitung des herben "Erbarm' dich mein, o Herre Gott", BWV 721, an.
Der hohe Ton der Zuversicht klang stets über die dunkle, ebenso zum Leben gehörende Macht des Leids. Die Fantasie über den Luther-Choral "Ein feste Burg ist unser Gott", 1977 von dem seinerzeit in Regensburg wirkenden Organisten und Komponisten Oskar Sigmund bekannte in freieren modernen Formen den stärkenden Glauben gegen das Chaos der heutigen Welt. Davon sprach auch Guy Joseph Ropartz' "Prélude funèbre" (1896). Ganz nach innen wandte sich diese Trauermusik, in der jedoch ein tröstliches Versprechen befreiend aufklang.
Zum Schluss Max Regers Fantasie über den Choral "Alle Menschen müssen sterben", op. 52/1 (1900). Fallende Klanglinien versinnbildlichten die seelische Zerrissenheit eines Menschen im Wissen vom unausweichlichen Tod; leises, wachsendes Erinnern an göttliche Gewissheiten gibt Halt.
Dieses Werk spielte der Musiker Heinrich Wimmer schließlich zum Gedenken an den Weseler Organisten Karl Straube, der viele von Regers Werken in Wesels Dom uraufführte.
