Unsere Woche Droh-Brief und Beton-Drohung

Meinung | Wesel · Sensibilität ist nicht jedermanns Sache: Während Wesels Kämmerer Paul-Georg Fritz es nicht nachvollziehen konnte, dass sein Brief in Sachen Fehleinleitungen ins Kanalnetz bei Blumenkamper Bürgern, die noch in nassen Kellern standen, Empörung hervorrief, reagierte er selbst kaum anders auf die RP-Überschrift "Der Kanal-Brief kann in die Tonne".

Unsere Woche: Droh-Brief und Beton-Drohung
Foto: Malz Ekkehart

Dabei war er da schon gegenstandslos, ein deutlich abgemildertes Schreiben als Ersatz in Planung. Bemerkenswerter als des Kämmerers Dünnhäutigkeit war der Versuch seines Parteifreundes, Grünen-Sprecher Ulrich Gorris, das Thema RP-Überschrift gar im Haupt- und Finanzausschuss auf die Tagesordnung bringen zu wollen. Da verbietet sich eigentlich jeder weitere Kommentar.

Wie unbequem es ist, den ASG knebeln zu müssen, merken die Mitglieder des Betriebsausschusses als Erste. So vernünftig es an manchen Stellen auch klingen mag, Kleinflächen wie Verkehrsinseln mit Kunstrasen, Granulatplatten und Beton pflegeleicht umzugestalten, so schräg kommt das beim Bürger an. Beton statt Grün, Versiegelung statt Versickerung: Darauf wird sich die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit konzentrieren. Dass es heute auch ganz hübschen Kunstrasen gibt, dieser wie auch eine Granulatplatte wasserdurchlässig ist, dürfte keine Rolle spielen. Wer echtes Grün aufgibt, womöglich Beton bevorzugt, hat im Wahlkampf einen schweren Stand. Deshalb trat die breite Politik auch auf die Bremse und setzte auf Tests. Es wird sie dennoch einholen. Die Sparziele zwingen zum Abbau von Leistungen oder zu Steuererhöhungen. Beides ist Gift bei einem Urnengang.

fritz.schubert@rheinische-post.de

(RP)
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