Feines Vom Land Die Mobile Redaktion Der Rheinischen Post Macht Station Bei Genuss-Spezialisten Echt lecker: Bio-Käse aus "Heidemilch"

Wesel · Die Familie Groß-Bölting in Nordbrock hat sich mit der Käseproduktion eine Perspektive geschaffen. Der Start macht Mut.

 Ludwig (l.), Bastian und Mechthild Groß-Bölting sind sehr zufrieden, wie sich das Geschäft mit dem Bio-Käse aus eigener Herstellung entwickelt.

Ludwig (l.), Bastian und Mechthild Groß-Bölting sind sehr zufrieden, wie sich das Geschäft mit dem Bio-Käse aus eigener Herstellung entwickelt.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

HAMMINKELN Am Anfang war "Bertha". Bastian Groß-Bölting hatte als Teenager die Deutsche Edelziege "adoptiert" und zu Hause auf dem elterlichen Bauernhof in einer Kälber-Box umsorgt. Die schneeweiße Bertha war lange Exotin auf dem Milchviehbetrieb, der von knapp einer halben Hundertschaft Schwarz-bunter dominiert wurde. Das hat sich längst geändert. Vor fünf Jahren hat Bastians Vater Ludwig 40 Lämmer gekauft, ebenfalls Deutsche Edelziege. Die Milchziege schlechthin liefert nun seit gut einem Jahr – wie die Kühe im Stall nebenan – den Rohstoff für ein Edelprodukt, mit dem der kleine Familienbetrieb in eine Nische drängt: Käse in Bioqualität – von eigener Hand produziert.

Erfahrungen, die frische Marke "Dingdener Heidemilch" zu etablieren, machen Mut. Ludwig Groß-Bölting (49) kann's fast noch nicht glauben. "Was in so kurzer Zeit passiert ist, ist schon erstaunlich." Der kleine Hofladen, der an drei Tagen in der Woche geöffnet ist, entwickelt sich. Noch rasanter wächst der Umsatz am Stand auf dem noch jungen Bauernmarkt in Brünen: "Der Zuspruch ist überwältigend, das hat keiner von uns so erwartet", sagt Mechthild Groß-Bölting (46).

Dazu hat die Familie ihren Teil beigetragen. Sie hat einen käsigen "Kleinen Brüner" produziert und einen, der "Brüner Höhen" heißt – Ableger des programmatischen Leitgedankens: "natürlich regional". So tragen auch die anderen Käse Namen, die die Herkunft benennen: "Nordbrocker" und "Dingden-Berger" – beide von der Kuh. Ziegenmilch ist die Basis für die Käse mit liebevollen Bezeichnungen wie "Unser Bester" oder "Unser Alter". Sie gibt's in unterschiedlichsten Kräuter-Varianten. Mit dem der Erfahrungsschatz der Käsermacher – "jede Charge schmeckt etwas anders" (Mechtild Groß-Bölting) – wächst die Produktpalette um Joghurt, Frischkäse, Camembert und Milch. Bei besonderen Events reichen die Groß-Böltings als Appetit-Häppchen Frischkäse-Pralinen – da bleibt was haften in den Köpfen.

Obwohl die Käseherstellung noch in den Anfängen steckt, zeichnet sich ab, dass die Entscheidung, auf Bio umzusatteln, richtig war. Doch das allein hätte nicht ausgereicht, den Hof zukunftsfest zu machen. "Mit der Käseproduktion schaffen wir es, deutlich mehr Wertschöpfung im Betrieb zu halten", sagt Bastian Groß-Bölting, inzwischen 22 Jahre alt.

Weil er schon als Junge den festen Wunsch hatte, Landwirt zu werden, haben sich seine Eltern entschlossen, in die Käserei zu investieren. "Mit konventioneller Landwirtschaft hätte er keine Chance", sagt sein Vater. Bastian ist richtig froh über seine Perspektive, auch wenn er einräumt, dass die verdammt viel Arbeit bedeutet: "Ich arbeite gern mit Tieren." Ursprünglich meinte er vor allem Kühe. Aber: "Einen Kuhstall bauen kann jeder. Und der Käse sichert Selbstständigkeit, macht unabhängiger von den Molkereien." Klingt so, als habe Bastian seine Rolle gefunden. Der Grundstock ist gelegt. Am Ziel sind die Groß-Böltings auf ihrem neuen Weg aber noch nicht: "Wir haben noch deutlich Luft nach oben." Dennoch: "Dingdener Heidemilch" ist noch ein junges Pflänzchen – mit viel Potenzial.

(RP)
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