Wesel Ein eigener Komet macht unsterblich

Wesel · August 2012 in Südfrankreich: 90 Sekunden belichtet Gerd-Lutz Schott eine besondere Konstellation am Himmel. Herausgekommen ist ein so schönes Bild, dass der Amateur-Astronom aus Obrighoven es jetzt als Grußkarte zu Weihnachten und Neujahr abgezogen hat.

Es zeigt die Milchstraße — in unseren Breiten fast gar nicht mehr auszumachen — und zwei Strichspuren. Die eine hat die Internationale Raumstation (ISS)ISSgezeichnet, die andere ein Teilchen aus dem jährlich wiederkehrenden Meteoritenschauer der Perseiden. Die Stückchen stammen vom Kometen 109P/Swift-Tuttle, dessen Bahn die Erde im August kreuzt. Kombinationen wie diese von Wesel aus fotografieren zu können, davon können Gerd-Lutz Schott und sein Büdericher Mitstreiter Hans-Gerd Biesemann von der Weseler Astronomischen Arbeitsgemeinschaft (WAAG) nur träumen.

Die Bedingungen für Sterngucker sind besonders in Ballungsgebieten bescheiden. Zu viel Kunstlicht von Siedlungen und Industrie verdirbt die klare Sicht auf den Nachthimmel. Luftverschmutzung kommt noch hinzu. Dennoch sind auch hier ab und zu gute Aufnahmen zu machen. In einer trockenen und klaren Dezembernacht konnte Schott gerade den berühmten Orion-Nebel fotografieren. Viel lieber aber würde er einen bislang unbekannten Kometen finden. 25 0000 US-Dollar sollen dem Glücklichen winken, dem dies gelingt. Und Unsterblichkeit, denn in aller Regel trägt ein neuer Komet den Namen seines Entdeckers. Es gibt Profis, die längst ausgesorgt haben.

Schott und Biesemann suchen bevorzugt zur Weihnachtszeit nach Kollegen des Sterns von Bethlehem. Nach bekannten Kometen natürlich. Und sie liefern sich einen Wettstreit um die besten Fotos. Schott räumt ein, dass Biesemann meist die besseren Aufnahmen hat. Beide haben Sternwarten, die besucht werden können. Zum Schnuppern empfiehlt sich ein einfacher Feldstecher. Gerd-Lutz Schott (Tel. 0281 56590) und Hans-Gerd Biesemann (02803 4046) geben Einsteigern gern Tipps. Ihr Wunsch: weniger Lichtverschmutzung. "Die neuen Straßenlaternen machen am Himmel viel kaputt", sagt Schott.

(RP)
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