Wesel Ein Fonds für die Erinnerungsarbeit

Wesel · Die Weseler SPD möchte im städtischen Etat eine Haushaltsstelle gegen das Vergessen der Holocaust-Gräuel einrichten lassen. Fraktionsvorsitzender Ludger Hovest stellte den Antrag jetzt mit Wolfgang Jung vor, dem Vorsitzender des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises Wesel. Mit 10.000 Euro soll die Position ausgestattet werden. Wobei es laut Hovest "am Geld nicht scheitern soll". Wenn mehr benötigt werde, dann solle der Betrag aufgestockt beziehungsweise die Kasse aufgefüllt werden. Außerdem soll die Stadt dem Deutschen Riga-Komitee beitreten.

Erinnerungsarbeit wird in Wesel durchaus gepflegt. Von Schülern gestaltete Veranstaltungen zum Tag der Auschwitz-Befreiung am 27. Januar gehören ebenso dazu wie das traditionelle Gedenken der Pogromnacht am 9. November und das Verlegen von Stolpersteinen. Ehrenbürger Ernest Kolman (91), letzter noch lebender Weseler Jude, ist seit vielen Jahren regelmäßiger Gast, wird aber ob seines hohen Alters nicht mehr lange die Reisen aus England in seine Vaterstadt auf sich nehmen können. Idealerweise sollen junge Leute die Erinnerungsarbeit weiterführen.

Wie Hovest und Jung erläuterten, sollen mit den gewünschten städtischen Mitteln Zuschüsse zu Bildungsveranstaltungen gewährt werden. Dabei kann es sich zum Beispiel um Fahrten zu Gedenkstätten handeln. Konzentrationslager, Museen, Ausstellungen - eine große Bandbreite ist denkbar. Von Ideen, den Besuch eines KZ verpflichtend ins Schulprogramm aufzunehmen, halten die Initiatoren nichts. Man müsse die Menschen mit Argumenten zu überzeugen versuchen, nicht mit Zwang. Der angeregte Fonds soll nicht allein Schulen vorbehalten sein. Auch Vereine und Gruppen sollen sich bewerben können.

Dass dies nötig ist, spüren Hovest und Jung gerade jetzt. Sie machen es unter anderem am Einzug der AfD in den Bundestag fest. Es greife ein gewisser Politikstil um sich und es würden Botschaften verbreitet, denen dringend etwas entgegengesetzt werden müsse. Die bis zur Verleugnung des Holocausts gehende Diskussion sei irritierend. "Rassistische Themen haben eine Konjunktur, der nicht ausreichend begegnet wird", sagte Wolfgang Jung, den Interessierte unter jung-wesel@t-online.de kontaktieren können.

(fws)
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