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Wesel Ein Jahrzehnt Gefangener der Russen

Wesel · Rudi Schürer wird am 11. Dezember 90 Jahre alt. Viel erlebt hat der Weseler in seinem langen Leben. Auch schreckliche Dinge. Er hat nun ein Buch herausgebracht, in dem er von den Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft erzählt.

 "Meine gestohlenen Jahre" heißt das Buch, das Rudi Schürer zusammen mit seiner Frau Sigrid geschrieben hat.

"Meine gestohlenen Jahre" heißt das Buch, das Rudi Schürer zusammen mit seiner Frau Sigrid geschrieben hat.

Foto: Markus Weissenfels

Auf nahezu neun Jahrzehnte blickt Rudi Schürer zurück - seit 1991 genießt er mittlerweile seinen Ruhestand, kann seinen kreativen Hobbys nachgehen. Das Schicksal scheint es jetzt im Alter gut mit ihm zu meinen, denn in jungen Jahren war der Weseler alles andere als auf der Sonnenseite. "Man hat mir meine Jugend gestohlen", sagt der fast 90-Jährige, der nun seine Erinnerungen - vor allem an die Zeit von 1942 bis 1955 - in Buchform herausgebracht hat.

Warum hat er das jetzt, erst Jahrzehnte später, gemacht? Rudi Schürer erzählt: "Im Jahr 2000 haben die Fernsehsender MDR und NDR Zeitzeugen gesucht, die von ihrer Kriegsgefangenschaft berichten. Mich haben sie zehn Stunden interviewt - und dann etwa zehn Minuten gesendet." Kurz darauf habe sich ein Buchautor gemeldet, der Schürers Erzählungen in einem Buch herausgeben wollte. "Das können wir auch selber", ergänzt seine Frau Sigrid Schürer.

15 Jahre lang notierte Rudi Schürer seine Erinnerungen - seine Frau formulierte es dann aus. "Wir brauchten keinen Lektor, haben alles selber geregelt", so die Co-Autorin. Sogar den Verlag Matten aus Friedrichsfeld suchten die Eheleute Schürer eigenständig aus.

Jetzt ist das 114-seitige Buch erschienen. "Meine verlorenen Jahre. 10 ½ Jahre russische Kriegsgefangenschaft. Eine Dokumentation", heißt das Werk. Früher habe er kaum über die schlimme Zeit gesprochen. "Da hatte ich Hemmungen", sagt der Zeitzeuge. Doch das Niederschreiben seiner Erinnerungen habe ihm gut getan: "Man sollte darüber sprechen, um die Last loszuwerden", so der 89-jährige Rudi Schürer.

Und die Erlebnisse sind aus heutiger Sicht - vor allem für jüngere Leute - schlicht unvorstellbar. So beginnt das Buch mit Rudi Schürers letztem Schultag am 28. März 1942 - mitten im Zweiten Weltkrieg, damals an der Wilhelm-Schule in Vierquartieren, das heute zu Kamp-Lintfort gehört. Keinen Monat später musste der damals 14-Jährige bei der Heimatflak mit einem Scheinwerfer gegnerische Flugzeuge anleuchten, damit deutsche Soldaten diese abschießen konnten. Rund ein Jahr später sollte der Jugendliche ins Wehrertüchtigungslager der Waffen-SS, meldete sich aber stattdessen bei der "Sturmabteilung Standarte Feldherrnhalle".

Nach weiteren zwei Jahren Krieg kapitulierte Deutschland - Rudi Schürer geriet auf der Halbinsel Hela in russische Kriegsgefangenschaft. Detailgetreu beschreibt er, was ihm dort widerfahren ist: Von 85-Kilometer-Fußmärschen an nur einem Tag, von heimlichem Abhören des Deutschlandfunks und - ein ganz prägendes Erlebnis - als er vom Militärgericht zum Tode verurteilt wurde. "Vor allem Jugendliche sollten darüber informiert werden, solange es noch Zeitzeugen gibt", erklärt der Autor. "Wir würden natürlich auch an Schulen gehen", ergänzt seine Frau.

Das Buch kann direkt über Rudi Schürer, Friedenstraße 20, Tel. 0281 47363490, sigrid.schürer@t-online bezogen werden. Preis: 19, 80 Euro

(jok)
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