Wesel Ein Klettermax gibt der Brücke die TÜV-Plakette

Wesel · Die erste komplette Hauptprüfung der neuen Rheinbrücke ist abgeschlossen. Am Donnerstagabend waren alle Fahrbahnen wieder frei.

 Bauingenieur und Industriekletterer Daniel Plasswig hat sich von der Spitze des 145 Meter hohen Pylons abgeseilt und prüft den Beton.

Bauingenieur und Industriekletterer Daniel Plasswig hat sich von der Spitze des 145 Meter hohen Pylons abgeseilt und prüft den Beton.

Foto: Jürgen Bosmann

Beim Klettern in großer Höhe ist Sicherheit oberstes Gebot. Profis wie Daniel Plasswig gehen mit gutem Beispiel voran. Zu windig war es ihm gestern Vormittag. Der Bauingenieur und Industriekletterer brach seinen spektakulären Außeneinsatz an der Spitze des Brückenpylons ab, suchte ersatzweise im Inneren nach eventuellen Materialschäden. Gegen Mittag stimmten die Bedingungen für draußen. Der Wind hatte sich etwas gelegt. Plasswig konnte sich 110 Meter über der Fahrbahn (gut 145 Meter über N.N.) abseilen und den Beton des großen Rheinbrücken-Pfeilers unter die Lupe nehmen. Besser gesagt, unter den Hammer. Hohlstellen, Abplatzungen und Rissen war er auf der Spur. Ergebnis laut Franz-Josef Scheuer vom Landesbetrieb Straßen: alles bestens. Schon am Abend konnten die zwei zuletzt wegen der Arbeiten gesperrten Fahrspuren (insgesamt sind es vier) wieder für den Verkehr auf der B 58 freigegeben werden.

Heute stehen im Inneren des Pylons Restarbeiten der ersten großen Hauptprüfung, die schon im Frühjahr begann und in mehreren Phasen abgewickelt wurde, auf dem Programm. Folgen wird ein umfassender Bericht. Dann ist die Brücke offiziell durch den TÜV. Die Untersuchung eines nagelneuen Bauwerks ist schon nach fünf Jahren fällig, weil dann noch Anspruch auf Gewährleistung durch die Baufirmen gilt. Danach wird alle sechs Jahre geprüft, erklärt Ingenieur Scheuer.

Wesel: Hubschrauber enteist Rheinbrücke
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Gefunden haben Plasswig und seine Kollegen vom Ingenieurbüro Eberhardt aus Tecklenburg an Wesels Wahrzeichen Risse mit weniger als 0,1 Millimeter Breite. Experten wie Franz-Josef Scheuer wundert das nicht. "Beton, der nicht reißt, gibt es nicht", sagt er. Beton halte Druck stand, aber nicht Zugkräften. Dafür gibt es extra die Kombination mit Stahl. "Stahlbeton funktioniert nur in gerissenem Zustand", sagt Scheuer.

Wesel von oben
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Wie berichtet, mussten jetzt die professionellen Klettermaxe ran, weil die zuletzt genutzte Hebebühne nicht in solche Höhen vordringen kann, wie die Weseler Rheinbrücke sie aufweist. Am Montag hatte zum Auftakt noch Nebel die Arbeiten der Prüfer behindert. Dann ging es an die Tragseile. Diese wurden mit einem Spezialroboter abgefahren und gefilmt. Mit einem Schwingungsnehmer wurden außerdem Kräfteveränderungen in den Seilen untersucht.

Zu Prüfen war der Pylonabschnitt zwischen der Spitze und jenem Punkt auf halber Höhe, wo die beiden Pfeiler-Beine zusammenkommen. Als im Juli der untere Abschnitt unter dem Einsatz der Hebebühne an der Reihe gewesen war, hatte die Brücke bekanntlich komplett für den Verkehr gesperrt werden. Jetzt reichte eine jeweils einspurige Sperrung.

(RP)
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