Kreis Wesel Ein "Raum für den Advent" im Vorweihnachtsstress

Kreis Wesel · Katholische Kirchengemeinde St. Josef bietet auf Märkten einen Ort der Ruhe für Entschleunigung und Gespräche.

 Stephan und Jan Raschke sowie Kaplan Werner Knoor (v.r.) mit dem "Raum für den Advent"

Stephan und Jan Raschke sowie Kaplan Werner Knoor (v.r.) mit dem "Raum für den Advent"

Foto: pbm

Der Duft von Glühwein und Bratwurst zieht über den Platz, aus allen Holzbuden blinkt und leuchtet es. Nur ein weißes Zelt hebt sich vom Trubel ab: Innen ist es mit rotem Stoff ausgekleidet, eine Kerze brennt, die Bibel liegt auf einem Pult. Jan Raschke (11) versucht, vor dem Zelt Postkarten an oft mit gestresst wirkendem Gesichtsausdruck vorbeieilende Passanten zu verteilen. Zwischen Weihnachtsmarkt und dem Einkaufszentrum in Kamp-Lintfort lesen aber nur wenige die Botschaft auf der Karte: "Advent. Nimm Dir Zeit. Entschleunige. Öffne Dich."

Es ist die katholische Kirchengemeinde St. Josef, die mitten auf dem Weihnachtsmarkt einen "Raum für den Advent" anbietet. Kaplan Werner Knoor erklärt: "Der Liturgieausschuss will mit diesem Projekt die Aufforderung von Papst Franziskus aufgreifen, aus der Kirche hinaus und zu den Menschen zu gehen". In diesem Fall mitten in die Stadt, in den Trubel und den Vorweihnachtsstress. "Im Advent sind wir auf insgesamt drei Advents- und Weihnachtsmärkten vor Ort", sagt Knoor und gibt zu: "Das ist schon eine echte Herausforderung, so auf die Menschen zuzugehen und auch zu sehen, wie uninteressant für viele unsere Botschaft ist."

Eigentlich möchten die Gemeindemitglieder, die in der Kälte darauf warten, dass doch jemand mit ihnen ins Gespräch kommt, in Erinnerung bringen, worum es im Advent eigentlich geht. "Einige haben zwar eine Ahnung, können aber nicht viel damit anfangen", hat Knoor beobachtet. Er hatte damit gerechnet, dass es schwer sein wird, bei den Menschen Interesse zu wecken, umso größer ist die Freude, wenn dann doch mal jemand stehenbleibt, Fragen stellt, ins Gespräch kommt.

Die Erfahrungen mit dem "Raum für den Advent" seien mit einem Lerneffekt verbunden, betont der Kaplan: "Wir müssen ausprobieren, wie wir die Leute neugierig machen können. Und vielleicht bieten wir beim nächsten Mal auch einen Kaffee an" sagt er. "Spannend" findet die Erfahrungen Stephan Raschke vom Liturgieausschuss. "Es ist eine interessante Erfahrung zu sehen, wie wir wahrgenommen werden", sagt er. Und er ist sich, mit Blick auf die Aufforderung des Papstes, sicher: "Wir müssen einfach raus aus den Kirchenmauern und die Menschen mit unserer Botschaft in Berührung bringen."

Info Auch am dritten Adventswochenende ist der "Raum für den Advent" wieder unterwegs. Dann steht das Zelt am Sonntag, 13. Dezember, von 11 bis 17 Uhr auf dem Markt am Kloster Kamp.

(pbm)
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