Wesel Ein Rohrstopfen als Wurzel allen Übels

Wesel · Büderichs Apotheker Michael Jilek liegt wegen eines Abwasserproblems mit der Stadt im Clinch.

Wesel: Ein Rohrstopfen als Wurzel allen Übels
Foto: Jana Bauch

Hat das Wurzelwerk städtischen Straßenbegleitgrüns in Büderich eine Abwasserleitung teuer verstopft? War der Baum ein ungeeigneter und auch noch an der falschen Stelle gepflanzt? Mit solchen Fragen befassen sich bereits Anwälte und womöglich bald auch ein Gericht. Es geht um rund 8000 Euro Kosten und jede Menge Ärger, dessen Ende noch nicht absehbar ist. Kontrahenten sind der Büdericher Apotheker Michael Jilek und die Stadt Wesel, beziehungsweise deren Versicherung GVV. Die Stadtwerke und der städtische Betrieb ASG spielen auch eine Rolle.

Losgetreten wird der Fall Ende Mai vergangenen Jahres, als nach Starkregen Jileks Keller zehn Zentimeter hoch voll Wasser steht. Der Abfluss ist zu. Jilek lässt die Firma Bergmann kommen, deren Spiraleinsatz nichts bringt, was auch eine Inspektion per Kamera beweist. Die Stadtwerke versuchen es mit Hochdruck, bleiben ebenfalls erfolglos und starten von der Straße aus eine Kamerafahrt. Wurzeln im Rohr entdecken sie nicht. Es müsse also, so schildert es Jilek, auf seinem Grundstück ein Problem geben. Es geht auf Ende August, als Bauunternehmer Üffing im Apothekergarten mit der Ausschachtung beginnt. Die Leitung, in der Wurzeln sitzen, wird durch Kunststoffrohr getauscht. Bis zur Grundstücksgrenze. Laut Jilek belegen Fotos, dass die Wurzeln von außen kommen und Richtung öffentlicher Bereich auch immer dicker werden. Jetzt wird auch straßenseitig ausgeschachtet, der Baum gefällt und das Wurzelwerk herausgefräst. In der Tiefe gehen Hauptwurzeln Richtung Rohr. Kurz vor der Mauer dringen sie ein, bilden einen ein Meter langen Pfropfen. "Der Baumdoktor identifiziert eindeutig den Baum auf der Straße als Verursacher, Amerikanische Esche, Tiefwurzler", sagt Jilek. Er schickt auf Anraten eines Stadtwerke-Mitarbeiters die Rechnung an die Rechtsabteilung der Stadt. Dann dürfte die Erstattung kein Problem sein, hieß es. Sämtliche Löcher werden wieder gefüllt, Schutt abtransportiert, Schäden beseitigt und der Garten wiederhergestellt.

 Michael Jilek hatte Ärger mit einem ein Meter langen Wurzelpfropfen (unten links) einer Amerikanischen Esche. Er steckte in seiner Abwasserleitung. Der Garten wurde ausgeschachtet (u.r.). Der Baum stand draußen auf städtischem Grund, über die Kosten wird mit Wesels Versicherung gestritten.

Michael Jilek hatte Ärger mit einem ein Meter langen Wurzelpfropfen (unten links) einer Amerikanischen Esche. Er steckte in seiner Abwasserleitung. Der Garten wurde ausgeschachtet (u.r.). Der Baum stand draußen auf städtischem Grund, über die Kosten wird mit Wesels Versicherung gestritten.

Foto: JANA BAUCH

Unterdessen hat das Rechtsamt den Fall der 8000-Euro-Rechnung an die Versicherung der Stadt weitergereicht. Nach mehrmaligem Schriftverkehr bietet sie Jilek 1500 Euro an. "Weil unsere Rohre ,sowieso bald erneuerungsbedürftig' gewesen wären", gibt er die Versicherungsmeinung wieder. Dabei habe er mehrere Zeugenaussagen, die genau das Gegenteil feststellten. Nämlich, dass die Jilekschen Rohre hundertprozentig in Ordnung gewesen seien. Der Apotheker sieht einerseits die Stadtwerke in der Verantwortung, die gesagt hätten, er müsse auf seinem Grundstück graben lassen, andererseits auch den Betrieb ASG, der ausgerechnet einen "anerkannten Tiefwurzler" direkt über den Hauskanalabzweigungen gepflanzt habe.

Wesel: Ein Rohrstopfen als Wurzel allen Übels
Foto: Jana Bauch

Bei der Stadt ist Kämmerer Paul-Georg Fritz für das Rechtsamt zuständig. Er sagt, dass die Stadt sich raushalten müsse, weil der Fall nun in den Händen ihrer Versicherung liege. "Am liebsten ist uns natürlich eine einvernehmliche Lösung, denn Ärger mit unsere Bürgern wollen wir nicht haben", sagte er gestern. Da Baum und Wurzeln weg seien, baue er darauf, dass ein Gutachter den Fall nach Fotos beurteilen kann.

(RP)
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