Analyse Ein Warnsignal für die SPD

Wesel · Die CDU hat in Wesel auf das richtige Personal gesetzt. Die SPD hingegen hat allen Anlass, beunruhigt zu sein. Den Wahlkreis Wesel III holt man nicht automatisch. Die Politik muss mit Inhalten gefüllt werden. Der SPD-Amtsinhaber blieb hier zu oft blass - oder setzte Themen zu spontan.

Dieser Wahlabend ist ein Warnsignal für die Sozialdemokraten im Weseler Rat- und Kreishaus. Erdrutschartig hat die SPD verloren, im Vergleich zur Landtagswahl 2012 insgesamt 8,75 Prozentpunkte. Den Wahlkreis Wesel III holt man eben nicht automatisch. Die Politik muss mit Inhalten gefüllt werden. Da hilft es wenig, wenn man wenige Tage vor der Wahl noch eine Gülle-Debatte anregt und eine Umgehungsstraße fordert, liebe SPD.

Der Wahlkreis 58 bleibt darüber hinaus einer der zwei Gesichter: Die umliegenden Gemeinden - Hamminkeln, Schermbeck, Hünxe - haben deutlich stärker noch als früher den Christdemokraten ihre Stimme gegeben. Und selbst in der Stadt Wesel holte Quik nur knapp weniger Stimmen als Meesters. Diese Zahlen zeigen: Die CDU hat auf das richtige Personal gesetzt.

Was verrät das Ergebnis noch über die Kandidaten? Norbert Meesters (SPD) hat von seinem Amts-Bonus nicht profitieren können. Seltsam blutarm wirkte stellenweise sein Wahlkampf. Es fehlten die Themen, mit denen er wirklich punkten konnte. Er verlor acht Prozentpunkte im Vergleich zu 2012. Auch die in vielerlei Hinsicht positive Entwicklung der Stadt Wesel verbanden die Wähler nicht mit seinem Engagement. Seine CDU-Herausforderin Charlotte Quik hingegen hat mit einem engagierten Haustürwahlkampf und einer starken Online-Präsenz gepunktet. Noch am Vorwahlabend zog sie auf Kneipen-Wahltour durch die Stadt, postete munter Bilder bei Facebook, inszenierte sich geschickt als charmante Kandidatin vom Lande.

Ein differenziertes Bild gab es bei den Kleinen: Die Liberalen im Kreis gewannen zwar hinzu, aber nicht so stark wie auf Landesebene. Die Grünen verloren, aber nicht so stark wie im Lande. Dennoch müssen die Grünen alarmiert sein. Für welche Art von Politik wollen sie in Wesel stehen?

Und die Demokratie als solche? Für die gab es positive wie negative Signale: Erstens scheinen die Wähler zwischen Landtagswahl und Kommunalwahl zu differenzieren -sie haben im Wahlkreis Wesel III eine Landesregierung abgestraft, die bei zu vielen Themen eine defizitäre Bilanz aufwies. Ein weiteres positives Signal: Die Wahlbeteiligung lag um rund sechs Prozentpunkte höher als noch vor fünf Jahren. Die Menschen im Kreis Wesel waren sich also der Verantwortung des Wahlabends bewusst. Zur Wahl sind aber in Scharen auch AfD-Wähler gegangen: Sieben Prozent hat die AfD im Wahlkreis aus dem Stand heraus erreicht, und das mit einem Kandidaten, der äußerst blass blieb, von dem man bis auf sein Konterfei auf Wahlplakaten so gut wie nichts vernahm. Auf diese Entwicklung gilt es Antworten zu finden.

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(RP)
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