Wesel Einbrecher nehmen Brillen ins Visier

Wesel · Ganoven suchen in einer Nacht gleich zwei Optiker in der Fußgängerzone heim. Einer war schon zum dritten Mal Opfer. Versicherer vermutet organisierte Kriminalität. Polizei stellt im Kreis Wesel aber keine besonderen Auffälligkeiten fest.

 "Wir haben noch genügend Brillengestelle", sagt Axt-Geschäftsführer Dirk Vorpahl mit einem gewissen Sarkasmus. Einbrecher hatten zum dritten Mal das Geschäft als Ziel ausgesucht.

"Wir haben noch genügend Brillengestelle", sagt Axt-Geschäftsführer Dirk Vorpahl mit einem gewissen Sarkasmus. Einbrecher hatten zum dritten Mal das Geschäft als Ziel ausgesucht.

Foto: Ekkehart Malz

Großes Interesse an Sonnenbrillen bestimmter Marken zeigte in letzter Zeit jene Sorte Kunden, die sich nachts ohne zu zahlen selbst bedient. Wie berichtet, hatten unbekannte Täter in der Nacht zum Freitag gleich zwei Geschäfte von Optikern in der Weseler Fußgängerzone heimgesucht. Bei Fielmann am Viehtor schlugen die Ganoven eine Scheibe ein und erbeuteten 54 Ray-Ban-Sonnenbrillen. Außerdem versuchten Täter sich bei Axt an der Hohen Straße. Hier blieb es beim Versuch, denn die Inhaber hatten nach zwei Attacken erfolgreich aufgerüstet. Die Einbrecher scheiterten an der doppelverglasten und mit Makrolon-Folie versehenen Tür sowie an zwei dickwandigen Fensterscheiben. Ingo Egerlandt von der Provinzial-Versicherung vermutet, dass organisierte Kriminalität hinter den Taten steckt.

Dirk Vorpahl von Axt nimmt es mittlerweile mit Galgenhumor. Auf Facebook macht er seine Kunden darauf aufmerksam, dass bei ihm die begehrten Sonnenbrillen trotzdem noch zu haben sind. Am 28. April 2015 hatten Unbekannte an dem Laden bereits das Türschloss gezogen, waren aber unverrichteter Dinge wieder verschwunden. "Vielleicht sind sie gestört worden", sagt Egerlandt. Am 25. März diesen Jahres gelang es Tätern indes, die Axt-Tür zu knacken und 120 Brillen der Marken Ray Ban und Chanel zu stehlen. Der Wert der Beute lag bei rund 10.000 Euro, die Schäden an der Tür schlugen mit 3000 bis 4000 Euro zu Buche. Die jetzt brachial demolierte, aber als Hindernis nicht zu überwindende Tür aus Makrolon (schlagfester Kunststoff) war übrigens erst vier Tage vorher eingebaut worden. Vorpahl schätzt, dass er wieder drei Wochen auf Ersatz warten muss. Er ist zuversichtlich, dass sein Schaden ersetzt wird, hatte er doch mit der Aufrüstung besondere Vorkehrungen getroffen. Dennoch bleibt die Tat natürlich ein Ärgernis.

Was Versicherten droht, wenn sie gehäuft Opfer von Einbrüchen werden, schildert Egerlandt. Zum einen könne die Prämie steigen. Zum anderen könne es Auflagen geben, eine Alarmanlage einzubauen beziehungsweise diese auf private Wachdienste aufzuschalten - "für 30 Euro im Monat" - oder Spezialglas zu verwenden. Der Weseler Mann der Provinzial geht übrigens von einer hohen Dunkelziffer aus: Nicht jeder Einbruch werde der Polizei gemeldet, weil nicht jeder Betroffene eine Hausratversicherung habe und daher in einer Anzeige keine Erfolgsaussichten sehe. Deshalb misstraut Egerlandt den Statistiken der Polizei und animiert Opfer, jeden Fall zu melden. Auch, damit die Polizei mehr Kenntnisse bekommt. Für sein Haus stellt der Weseler fest, dass es früher im Monat einen Einbruch zu regulieren hatte, heute seien es in der Regel drei pro Woche.

Eine signifikante Entwicklung von Einbrüchen bei Optikern kann die Polizei für den Kreis Wesel laut Sprecherin Sabine Vetter bislang nicht feststellen. Gleichwohl seien die spezialisierten Kollegen höchst sensibilisiert und auch teils sehr erfolgreich: Wie berichtet waren gerade zwei Albaner aufgeflogen, denen mehr als 80 Einbrüche am Niederrhein vorgeworfen werden.

(RP)
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