Wesel Elternfrust: Key-Schüler sollen nach Voerde

Wesel · Förderschule für Lernbehinderte wird nicht erst 2016 sondern schon zum Sommer 2015 geschlossen. Politik diskutiert.

 Die Ellen-Key-Schule in der Innenstadt wird Mitte nächsten Jahres geschlossen, weil die angrenzende Grundschule zur Kindertagesstätte umgebaut wird und ab August 2015 der Schulhof nicht mehr für die Förderschüler zur Verfügung steht.

Die Ellen-Key-Schule in der Innenstadt wird Mitte nächsten Jahres geschlossen, weil die angrenzende Grundschule zur Kindertagesstätte umgebaut wird und ab August 2015 der Schulhof nicht mehr für die Förderschüler zur Verfügung steht.

Foto: Archiv

An der Ellen-Key-Förderschule am Brüner-Tor-Platz sitzt der Frust bei vielen Eltern tief. Donnerstagabend haben sie von Schulamtsdirektor Jürgen Dorn und Vertretern der Weseler Stadtverwaltung erfahren, dass die auslaufende Förderschule für Lernbehinderte nicht erst im Sommer 2016, sondern schon 2015 geschlossen werden soll (siehe Infokasten). Mit der Folge, dass die dann noch verbleibenden rund 33 Schüler künftig mit Bus oder Bahn nach Voerde müssten, um dort in der Janusz-Korczak-Schule unterrichtet zu werden. Doch damit sind die Eltern der Ellen-Key-Schüler gar nicht einverstanden.

"In Voerde werden die Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf beschult, die aus unserer Weseler Schule herausgenommen wurden, weil sie nicht tragbar waren", sagt beispielsweise Petra Krzis aus Mehrhoog. Ihr zwölfjähriger Sohn Lukas und auch viele andere lernbehinderte Kinder würden in Voerde "unterdrückt". Trotz zweifelsohne engagierter Lehrer habe die Schule keinen guten Ruf. "Und unsere Kindern sollen einmal in die freie Wirtschaft entlassen werden." Die Kinder aus dem Klassenverband herauszuholen, hätte ihrer Überzeugung nach fatale Folgen.

Auch Dunja Schiff vom Fusternberg hat große Angst um ihre Tochter Chantal (14). "Voerde ist eine Schule für Schwererziehbare. Kinder wie unsere etwas schüchterne Chantal werden in den beiden letzten Jahren ihrer Schulzeit dort untergehen."

Auch wenn der Infoabend vergleichsweise ruhig abgelaufen ist, hat Schulamtsdirektor Dorn, der viele Jahre die Ellen-Key-Schule geleitet hat, den "Widerstand in der Elternschaft bei Gesprächen gespürt". Doch eine Stellungnahme wollte er auf Anfrage der RP nicht abgeben. Er möchte nämlich der Diskussion im Weseler Schulausschuss nicht vorgreifen. Am Mittwoch, 10. September, wird die Sache von der Politik diskutiert. Die Verwaltung hat allerdings eine klare Meinung zu der ganzen Angelegenheit. Nach Prüfung einiger Alternativen (z.B. Unterbringung der Ellen-Key-Schüler in einer anderen Innenstadt-Schule) favorisiert sie die Beschulung der Ellen-Key-Schüler in Voerde. "Gleichwohl", betont Dezernent Klaus Schütz, "sind wir noch ganz am Anfang. Noch ist nichts besprochen und verkündet. Vor allem, was die Schülerbeförderung betrifft."

Dunja Schiff und Petra Krzis werden nun versuchen, mit möglichst vielen anderen Eltern den Ausschuss zu besuchen, um zu hören, wie die Politiker die Sache sehen. Vielleicht bekommen die Eltern sogar in einer Sitzungsunterbrechung Rederecht, um ihre Position dazustellen. "Wir hätten uns gewünscht, genügend Zeit zu haben, um in Eigenregie ein neues Konzept zu entwickeln, damit unsere Kinder in Wesel bleiben könnten", so Krzis.

Um zu verhindern, dass ihre Kinder nach Voerde gehen müssen, überlegen einige Familien bereits, ihren Nachwuchs in Zeiten der Inklusion an einer normalen Schule anzumelden. Ob sie dort allerdings die nötige Förderung bekommen, darf angesichts fehlender Sozialpädagogen und ohnehin oft überlasteter Lehrer bezweifelt werden.

(RP)
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