Niederrhein Ennatz' Herz schlägt immer noch für den MSV

Niederrhein · Wenn es nach Bernard Dietz gegangen wäre, hätte er seinen Verein niemals verlassen.

Bernard "Ennatz" Dietz hängt immer noch mit ganzem Herzen an seinem MSV. Dabei ist es nur einer Zufallsbegegnung auf dem Stadionparkplatz zu verdanken, dass "Ennatz" seiner sportlichen Wahlheimat erhalten geblieben ist. "1975 war der Wechsel zu Eintracht Frankfurt eigentlich schon klar", erzählt das MSV-Idol. Bis er damals von einer Familie auf dem Parkplatz aufgehalten wurde, die ihn unter Tränen bat, beim MSV Duisburg zu bleiben.

Davon war der Bundesliga-Profi so beeindruckt, dass er, nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, in Frankfurt anrief und absagte. Das habe ihn schon "eine Menge Geld gekostet", aber wichtiger war, sich selbst noch im Spiegel betrachten zu können: "Das konnte ich einfach den Fans, die mit ganzem Herzen an ihrem Verein hingen, nicht antun." Geld spielte für Bernard Dietz nie die entscheidende Rolle. "Ich habe immer aus Leidenschaft gespielt", sagt er.

Das charakterisiert den in Duisburg immer noch sehr geschätzten Ex-Profi ziemlich genau, der von 1970 bis 1982 für den MSV 394 Bundesligaspiele bestritt und als Verteidiger 70 Tore erzielte. Besonders spektakulär waren immer die Spiele gegen den damals schon dominierenden FC Bayern. Unvergessen ist dabei das 6:3 vom 11. November 1977 gegen die Münchener, die damals mit Sepp Maier, Karl-Heinz Rummenigge und Gerd Müller im Wedau-Stadion antraten. Dietz erzielte in dem Spiel vier Tore - eine Marke, die danach in der Bundesliga von keinem Verteidiger mehr erreicht wurde. Zwischen 1970 und 1979 gewann der MSV sieben von neun Heimspielen gegen den Top-Favoriten, was den Außenverteidiger zu der scherzhaften Aussage verleitete: "Mit 34 Heimspielen gegen die Bayern würden wir Deutscher Meister."

Dietz wurde beim MSV zum Nationalspieler (53 Spiele). Er war bei der verkorksten Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien dabei ("da war keine Harmonie im Team"), wurde später von National-Coach Derwall zum Spielführer gemacht und führte das deutsche Team 1980 zum EM-Titel. Bernard Dietz qualifizierte sich mit dem MSV zweimal für den UEFA-Cup (heute Europa-League). Dabei schied man 1979 erst im Halbfinale gegen Borussia Mönchengladbach aus. In bitterer Erinnerung blieb dem Ex-Profi das Jahr 1982, als ihn der MSV nach dem Abstieg ("Ich hätte auch in der 2. Liga weitergemacht") gegen seinen Willen an Schalke 04 verkaufte. "Das hat sehr weh getan", erinnert sich Dietz an die unrühmlichen Umstände des ungewollten Wechsels, aber "die brauchten wohl das Geld".

Der Liebe zu "seinem MSV" tat das aber keinen Abbruch. Später trainierte er die zweite Mannschaft des MSV, stellte sich 2010 als Berater zur Verfügung und ist seit 2013 Mitglied des Vorstands. Dietz fühlt sich wohl beim MSV: "Wir waren früher eine tolle Gemeinschaft, haben damals schon privat viel unternommen." Das ist bis heute so geblieben. "Wir treffen uns einmal im Monat mit den alten Mitspielern, gehen auch schon mal gemeinsam auf Tour. Unsere Frauen sind natürlich auch immer dabei", freut sich der frühere Nationalspieler über den ungebrochenen Zusammenhalt.

Dass seinem Verein vor zwei Jahren die Lizenz entzogen wurde, hat ihm, wie er sagt, "fast das Herz herausgerissen". "Wir wollten eigentlich um den Aufstieg mitspielen, hatten eine gute Mannschaft zusammen", blickt Dietz zurück. Mit seinem "Offenen Brief" an die Fans erreichte er, dass man in der Stadt "Flagge zeigte" und zahlreiche Aktionen initiierte, die deutschlandweit Beachtung fanden.

Bernard Dietz ist, obwohl er mit seiner Frau Petra im Westfälischen lebt, im Laufe der Jahre auch in Duisburg richtig heimisch geworden. "Duisburg ist eine Arbeiterstadt, die Mentalität liegt mir, mein Vater hat als Bergmann sein ganzes Leben hart gearbeitet." Dietz gefällt, wie sich die Stadt entwickelt hat: "Der Landschaftspark, der Innenhafen, der Sportpark und die Innenstadt sind doch wirklich toll." Und auf seinen Verein lässt er auch nichts kommen: "Der MSV ist meine Heimat, ich habe hier im Fußball alles erlebt - einmal MSV, immer MSV!"

(RP)
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