Hamminkeln Erdgas – ein ungewisses Geschäft

Hamminkeln · Das heftig kritisierte Interesse von Konzernen am Niederrhein, Erdgas zu fördern, treibt immer mehr Bürger um. Knapp 100 Leute kamen zum Info-Abend der Grünen in der Friedenshalle. Thyssen Vermögensverwaltung kündigt Transparenz an. Doch das Feld Saxon I gehört British Gas.

Mächtige Pferdekopfpumpen vor Windrädern – das Bild, das Dr. Roland Gaschnitz von der Thyssen Vermögensverwaltung per Beamer an die Wand im Saal des Bürgerhauses Friedenshalle warf, vermittelte einen Hauch von Dallas. Erdgas-Förderung am Niederrhein ist kein Hirngespinst. Seit Thyssen den Antrag gestellt hat, sein 321 Kilometer großes Feld "WeselGas" zu erkunden, wächst die Sorge, dass dem energiereichen Erdreich Ungemach droht. Knapp 100 Besucher beim Info-Abend der Grünen machen deutlich, dass die Bevölkerung wissen will, was in absehbarer Zeit unter der Erde passieren soll. Thyssen, das die Erkundungsbohrungen beantragt hat, stellt sich der Debatte. Dr. Gerd Hagenguth und Dr. Roland Gaschnitz unternahmen wie schon zuvor bei der SPD in Schermbeck den Versuch, der Mission Gasgewinnung den Schrecken zu nehmen.

British Gas hat die Rechte

Dabei gehört nur ein kleiner Zipfel von einem Quadratkilometer im Brüner Bruch zum Feld WeselGas. Das Feld unter Hamminkeln ("Saxon I") habe sich BritishGas gesichert, erfuhren den Zuhörer. Auch zu den Engländern hat die Mehrhoogerin Gabriele Obschernicat, die sich in das Thema Erdgas hinein gekniet und und den Grünen zur Aufklärungsarbeit geraten hat (RP berichtete), Kontakt aufgenommen. BritishGas, das "Saxon I" von einem Unternehmen in Brisbane (Australien) übernommen habe, wolle sich stellen, hieß es. Kurzfristig sei das nicht möglich gewesen, "weil da keiner Deutsch spricht".

Thyssen steht für Transparenz

So übernahm Thyssen-Gas den Part der Erdgas-Förderer, um zu erklären, was geplant ist. Dr. Hagenguth versicherte, dass sich Thyssen zu Transparenz verpflichtet und freiwillig angeboten habe, Kommunen und Kreise in einem "Technischen Ausschuss" an allem zu beteiligen, was gemacht werden soll. Methoden, die eine Gefahr für das Grundwasser darstellen könnten, seien ausgeschlossen.

So funktioniert die Förderung

Gaschnitz erläuterte die angedachte Schürfmethode am Rande der Bergbauregion. Die komme ohne gefürchtetes "Fracken" (Aufbrechen) von Gesteinsformationen mit einem brisanten Chemie-Cocktail aus. Die Begehrlichkeit von ThyssenGas richtet sich – wie berichtet – auf Flöz-Gas (CH4). Das haftet durch Wasserdruck auf gebrochenem Kohle-Gestein. Die Dimension scheint gewaltig: ein Gramm Kohle habe eine Fläche von 200 m2. Das Prinzip verträglicher Gasgewinnung ("möglichst ohne hydraulisches Fracken") funktioniert laut Thyssen so: Wasser werde abgepumpt, so dass Druck weiche und Gas dahin ströme, wo der geringste Widerstand sei – zum Bohrloch. Die Erfolgsaussicht, je gewinnbringend Gas zu fördern, bezifferte Gaschnitz auf "30 bis 50 Prozent". Man stehe erst ganz am Anfang. Hagenguth: "Wir machen es nicht auf Teufel komm' raus."

(RP)
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