Wesel Erinnerungen an die gute alte Zeit des Scala-Kinos

Wesel · Wesel kann auf mindestens 105 Jahre Kino-Tradition zurückblicken. Jedenfalls ist 1909 das Jahr, in dem erstmals "Kinematographen" in der Stadt nachgewiesen sind.

 Scala-Kassiererin Auguste Kasack (l.) und Platzanweiserin Berni Brommer in besten Zeiten; rechts die Schlussphase 2005

Scala-Kassiererin Auguste Kasack (l.) und Platzanweiserin Berni Brommer in besten Zeiten; rechts die Schlussphase 2005

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Es folgen allerlei Lichtspielhäuser, meist in Verbindung mit einer Gaststätte. So war nach dem Zweiten Weltkrieg das Lokal Blumenthal an der Schermbecker Landstraße die Keimzelle des Scala. Unter der Leitung der Schwestern Lia und Leni Terstegen wurden dort Filme gezeigt. Im Juni 1948 begann hier Willi Kasack als Filmvorführer. Am 15. April 1951 eröffneten die Scala-Lichtspiele an der Wilhelmstraße, als drittes Weseler Kino nach dem Krieg. "Die badende Venus" mit Esther Williams in der Hauptrolle war der erste Film. Es folgte "Grün ist die Heide" mit Sonja Ziemann und Rudolf Prack.

In dem Haus wohnt immer noch die ehemalige Scala-Kassiererin Auguste Kasack, deren 2002 verstorbener Mann Willi gut 40 Jahre lang die Filme einlegte. Und der Komplex gehört immer noch der Familie Terstegen, die weiter daran interessiert ist, dass hier Kultur stattfindet.

In der einst bunten, mittlerweile aufs Comet-Cine-Center reduzierten Kino-Landschaft Wesels war das Scala immer schon ein bisschen anders. Es war eine kultur- und bildungsgeschichtliche Institution. Generationen von Weselern haben bis in die 60er Jahre hinein an der Wilhelmstraße klassen- und schulweise pädagogische Streifen gesehen. Und nachmittags oder abends eben ganz was Anderes: Liebe und Leidenschaft, Action und Abenteuer, Hollywood und Heimatschnulze. In den 60er/70er Jahren gab es den Filmclub. Der organisierte Programmkino mit anspruchsvollen Streifen, mietete dafür sonntagsmorgens das Scala an. Der Sonntagvormittag war auch eine Zeit für Spezialprogramme. So nutzten Griechen und Türken das Kino für Filme in ihren Muttersprachen. 1986 wird das Scala vom Betreiber des Comet übernommen, am 30. Dezember 2005 schließt es. Es folgen Übergangslösungen vom Teppichladen bis zur Kneipe. Nun ist es Kulturspielhaus mit Programmen von Musik über Poetry Slam bis Comedy und endlich wieder Film.

(RP)
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