Himmel und Erde Erntedank 2015

Wesel · Zu Erntedank sollten wir uns klar machen, in welch sinnvollem Kreislauf wir Menschen in der Schöpfung und im Anbau von Lebensmitteln eingebunden sind.

Zwei Discounter erhöhen zum 1. Oktober ihre Preise für Milch und Butter. Diese Notiz konnten die Verbraucher in Deutschland vor wenigen Tagen in den Tageszeitungen wahrnehmen. Fast wäre diese Nachricht in der Flut der Berichte über die Konflikte in der Welt, den Syrienkrieg und die weiter steigenden Flüchtlingszahlen in Europa untergegangen. Trotz der drängenden Probleme rings um uns herum ist dies jedoch eine wichtige Nachricht. Fast haben wir uns daran gewöhnt, dass die Preise für Lebensmittel regelmäßig gesenkt werden. Supermärkte und Discounter überbieten sich in einer Abwärtsspirale für Lebensmittelpreise. Und wir als Verbraucher nehmen diesen Preisverfall nur allzu gerne an. Wo ist das Pfund Kaffee noch einmal fünf Cent billiger, wo bekommen wir Obst und Gemüse fast geschenkt, wo kosten Milch und Butter weniger als in der Woche zuvor. Was uns zunächst einmal im Portemonnaie guttut, verursacht bei den Erzeugern und Herstellern große Verluste. Lebensmittel fallen nicht vom Himmel. Sie werden aufwendig angebaut oder hergestellt. Ein Landwirt benötigt einen Preis von mindestens 40 Cent pro Liter Milch, um seine Kosten zu decken. Gewinn ist damit noch nicht erzielt. Aufgrund von Überproduktionen, ausgelaufenen Milchquoten und nicht zuletzt der zweifelhaften Preispolitik verschiedener Discounterketten sank der Milchpreis seit Ende 2013 von 41 auf 28 Cent. Damit kann kein Bauer wirtschaftlich arbeiten. Ein solcher Preisverfall für unsere existenziellen Lebensmittel ist auch eine Geringschätzung der Arbeit unserer Landwirte. Es geht das kollektive Bewusstsein dafür verloren, in welch sinnvollem Kreislauf wir als Menschen in der Schöpfung und auch im Anbau von Lebensmitteln eingebunden sind. "Bebauen und bewahren" lautet der Auftrag, den wir als Menschen von Gott erhalten haben. Daraus ist für Viele mittlerweile ein reines Konsumieren geworden, das am besten so gut wie nichts kosten darf. Auch Grundnahrungsmittel wie Brot und Milch dürfen einen Mindestpreis nicht unterschreiten. Eine nachhaltige und gerechte Preispolitik für Lebensmittel hat deshalb beides im Blick: die wirtschaftliche Absicherung unserer Landwirte und Erzeuger und darüber hinaus auch die faire Teilhabe von Produzenten aus den Ländern der sogenannten 3. Welt an unseren Märkten. Und die Erschwinglichkeit von Lebensmitteln für alle Bevölkerungsschichten. Der Erntedanksonntag am 4. Oktober ist eine gute Gelegenheit, um in den vielen Gottesdiensten unserer Kirchen darüber nachzudenken und Gott für seine Güte zu danken.

THOMAS BRÖDENFELD

(RP)
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