Hamminkeln Erste Arbeitsschritte: Flüchtlinge und Schulden

Hamminkeln · Sieger Romanski freut sich über Brüner Top-Ergebnis, hat aber in Mehrhoog gefremdelt. Dort sank die Wahlbeteiligung auf bis zu 30,2 Prozent. CDU will jetzt Stärke zeigen mit "konstruktiv-kritischer Politik".

Der neue Chef der Hamminkelner Verwaltung: Bernd Romanski holte am Sonntag 52,7 Prozent der Stimmen.

Der neue Chef der Hamminkelner Verwaltung: Bernd Romanski holte am Sonntag 52,7 Prozent der Stimmen.

Foto: Malz

Das große Durchatmen nach dem Wahlabend und erste Analysen bestimmten gestern den Tag nach der politischen Zäsur, die Hamminkeln erstmals einen Bürgermeister aus Reihen der SPD bescherte. Sieger Bernd Romanski ging an die Ergebnisbewertung, heute ist der Unternehmensberater wieder bei seinem Job in Frankfurt. Roswitha Bannert-Schlabes (CDU) spannte ab, frühstückte mit ihrer zum Wahltag angereisten Schwester und ging am Abend in die Fraktionssitzung, um das Ergebnis zu resümieren und die anstehende Ausschussarbeit anzugehen. Sie hatte am Sonntag 47,3 Prozent, Romanski 52,7 Prozent der Stimmen bekommen. Der Wahlausschuss wird heute das Ergebnis offiziell bestätigen, als Bürgermeister vereidigt wird der Brüner in der Ratssitzung am 21. Oktober. Bis dahin ist noch Verwaltungschef Holger Schlierf im Amt.

5,6 Prozent Vorsprung für Romanski klingt ordentlich, was sich in absoluten Zahlen aber relativiert. 584 Stimmen Abstand bei einer - an der Brisanz gemessen - mit 49,17 Prozent eher schwachen Wahlbeteiligung heißt, dass Bannert-Schlabes 293 Stimmen hätte mehr ziehen müssen, um zu gewinnen. Nicht unmöglich. Doch der neue Bürgermeister lag strategisch besser, holte unter gütiger Mithilfe von USD und Pro Mittelstand drei von sechs Dingdener Stimmbezirken. Das Heimspiel in Brünen brachte ihm bis zu 37 Prozent mehr, in seiner alten Heimat Ringenberg lag er fast 20 Prozentpunkte vorne. Romanski fremdelte nur mit Genossen in Mehrhoog, wo die Beteiligung auf bis zu 30,2 Prozent runterrauschte. Die höchste Beteiligung hatte Loikum. Bannert-Schlabes gewann drei Bezirke in Dingden und zwei in Mehrhoog, dazu Marienthal, Wertherbruch und Loikum. Zu wenig für CDU-Ansprüche.

Romanski wertete: "Besonders freut mich der Sieg in Brünen. Wäre die Strategie in Dingden nicht aufgegangen, wäre die Sache schiefgelaufen. In Mehrhoog müssen wir mehr tun." Gründe für den Sieg seien eine "unheimlich gute Motivation" der SPD gewesen, seine eigene Klarheit in den Aussagen und die Honorierung des Wählers dafür, dass er "bewusst fair" im Wahlkampf aufgetreten sei. Die ersten Arbeitsschritte müssten die Themen Flüchtlinge, Haushalt 2016 und das Ende der Schuldebatte sein. "Ich werde mich mit Holger Schlierf abstimmen und die Menschen im Hamminkelner Rathaus abholen. Ich habe dort Vorbehalte bemerkt", sagte er, der Glückwünsche sogar aus der arabischen Welt und Indonesien bekommen hat. Beruflich werde er seine Dozententätigkeit und weitere Posten abgeben, erklärte er.

Bannert-Schlabes macht als normales Ratsmitglied weiter. "Die Enttäuschung war schon groß. Ich denke, man wollte den Zupacker nach dem eher ruhigen, überlegten Holger Schlierf. Das traut man einer Frau nicht zu, ich bin auch nicht die laute Macherin." Das Ergebnis in Brünen zeige, dass "der Prophet im eigenen Land nichts gilt". Auch die Steuererhöhung vor der Wahl habe geschadet. Das dürfte nicht alles sein: Die CDU-Basis war zu schläfrig, es gab keinen riesigen Motivationsschub für die Kandidatin. In Brünen wurde aus eigenen Reihen quergeschossen. Dennoch: mit 17 Mandaten ist die CDU bestimmende Kraft. Parteichef Norbert Neß empfiehlt Selbstbewusstsein: "Wir stehen für verantwortungsbewusste, konstruktiv-kritische Politik auch bei schwierigen Entscheidungen. Die CDU ist kein schlafender Riese, sondern treibende Kraft." Nicht einfach findet er die Situation von Romanski: "Zu FDP und USD kommt noch Walter Münnich, der mitreden will. Viel Spaß dabei."

(RP)
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