Wesel Erstmals offene Strom-Debatte

Wesel · 100 Prozent regenerative Energie für Wesel ist möglich. Das sagt die Grüne Ortspartei. Sie hat die erste öffentliche Podiumsdiskussion um die Weseler Stromkonzession durchgesetzt – auch als Signal an die eigene Ratsfraktion.

 Rainer Hegmann von RWE ist mit auf dem Podium.

Rainer Hegmann von RWE ist mit auf dem Podium.

Foto: RWE

100 Prozent regenerative Energie für Wesel ist möglich. Das sagt die Grüne Ortspartei. Sie hat die erste öffentliche Podiumsdiskussion um die Weseler Stromkonzession durchgesetzt — auch als Signal an die eigene Ratsfraktion.

Die umstrittene Vergabe der Weseler Stromkonzession schien schon durch zu sein — und das nach alter politischer Methode ohne jede öffentliche Diskussion. Jetzt hievt die Grüne-Ortspartei das Thema auf die Tagesordnung — und das mit basisdemokratischem Effekt. Ulrich Gorris, neuer Parteivorsitzender und vor über einem Jahrzehnt Ratsmitglied mit damals belächelten energiepolitischen Ideen, hat die erste offene Debatte in der Stadt in Sachen Strom durchgesetzt. Sie findet statt am 23. Februar (siehe Info). Mit dabei: Rainer Hegmann vom RWE und Stadtwerke-Geschäftsführer Franz Michelbrink.

Die Debatte dürfte auch Signal nach innen sein. Denn die Ortspartei will, dass die Stadtwerke, die sich nach politischem Druck nicht um die Konzession bewerben durften, zum Zuge kommen. Die Grüne-Ratsfraktion, immer noch in der Ampel mit SPD und FDP, die beide RWE die Konzession geben wollen, ist auf Kurs des Energiekonzerns. Doch letztlich steht ihre Entscheidung aus — ebenso wie die zur Laufzeit eines Konzessionsvertrages.

Skepsis gegenüber RWE

Gorris, strammer Vertreter eines Kurses der regenerativen Energie und RWE-Kritiker, will bei der Debatte offene Fakten klären. Er hat verschiedene Fragen aufgelistet, die an Hegmann gerichtet werden sollen. Etwa, ob das Engagement in Atom- und Kohlekraftwerken nicht dem Ausbau dezentraler Strukturen entgegensteht. "Ich rechne es dem Weseler RWE-Leiter hoch an, dass er zugesagt hat und sich der Diskussion stellt", sagt Gorris.

Auch Michelbrink wird gut gewappnet sein müssen. Es sei zu fragen, so Gorris, welchen Beitrag die Stadtwerke zur Energiewende in Wesel wirklich leisten können, ob sie das Kapital haben, um Netze zu kaufen, in sie zu investieren und noch erneuerbare Energien auszubauen. Oliver Kirscher, der für die Grünen im Bundestag und dort im Energieausschuss sitzt, soll den nationalen und internationalen Überbau der Energiepolitik liefern. Angefragt ist zudem Jens Harnack von der Stabsstelle Nachhaltigkeit der Stadt Rheinberg. Die hat viel Erfahrung mit alternativer kommunaler Energiepolitik.

Gorris Ziel ist hochgesteckt: "Wir wollen, dass die Stadt die politische Federführung über die Netze behält und nicht Bittsteller eines Konzerns wird." So könne man den Einfluss auf die Energiepolitik vor Ort erhalten. Dabei ist sich der Grüne sicher, dass "100 Prozent regenerative Energie für Wesel machbar ist". Acht bis zehn Windräder und ein Viertel der Dächer der Stadt bestückt mit Fotovoltaikanlagen könnten dafür ausreichen. Es ist kein Geheimnis, dass die Grüne Partei RWE skeptisch sieht. Das Unternehmen ist einziger Bewerber um Wesels Stromkonzession.

(RP)
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