Hamminkeln "Es war ein herausforderndes Jahr"

Hamminkeln · Genau vor einem Jahr wurde Bernd Romanski als Bürgermeister vereidigt. Die Bilanz: Er hatte große Probleme zu bewältigen. Er legte enormes Tempo vor - und überforderte so manchmal Bürokratie und Politik.

 Bernd Romaski hat in seinem ersten Jahr viele Projekte angestoßen. Dabei hatte er immer wieder mit Gegenwind zu kämpfen.

Bernd Romaski hat in seinem ersten Jahr viele Projekte angestoßen. Dabei hatte er immer wieder mit Gegenwind zu kämpfen.

Foto: Bretz

Es war der 21. Oktober 2015, 16 Uhr. Im Rat wurde Bernd Romanski von Anneliese Holtforth (CDU) als Bürgermeister vereidigt. Ein Tag später, 9 Uhr. Der erste sozialdemokratische Verwaltungschef der Stadt eröffnete seine erste Verwaltungsvorstandssitzung im Amt mit einer Frage: "Wo bringen wir die vielen Flüchtlinge unter?" Der frühere Hochtief-Manager war mit einer Herkulesaufgabe konfrontiert. Es ging Schlag auf Schlag weiter - Hochwasserkatastrophe gleich doppelt, Grundsatzkonflikte um die Gesamtschule, das Platzen der Pläne an der Raiffeisenstraße.

Es gibt einfachere Starts. Romanski nahm die Herausforderungen an, analysiert die Lage und suchte konsequent Lösungswege. Er legte enormes Tempo vor - und stieß sich an der zähen Bürokratie und der interessengruppenorientierten Politik. Nach einem Jahr im Amt hat sich der Bürgermeister nicht nur einen Namen gemacht, er wird vielfach geschätzt. "Es war ein herausforderndes Jahr", sagt er. Seine Bilanz: Harte Zeiten Flüchtlingszustrom und Hochwasser - in Rekordzeit drängten die härtesten Themen auf eine Lösung.

Romanski forderte die ganzheitliche Sicht auch auf Schule und Kindergärten, ließ für - in der Spitze - 750 Asylbewerber neue Container von lokalen Firmen bauen und sorgte für Beschlüsse, Schulen und Kitas für Flüchtlingskinder zu erweitern. Bei der Betreuung gilt Hamminkeln als mustergültig. Am Ende konnte die Stadt sogar Asylbewerber aus dem schlecht vorbereiteten Wesel aufnehmen - ein Imagegewinn. Tage in Gummistiefeln verbrachte der Bürgermeister während Starkregenflut an der Issel.

Deiche wurden teilweise überschwemmt, aber die große Katastrophe blieb aus. Romanski ist noch heute "stolz auf die Hilfsbereitschaft der Bürger". Ärger heimste er sich beim Krisenstab und dem Landrat ein, brach die standardisierten Abläufe auf Hamminkelner Bedürfnisse herunter und eckt heute noch an mit Forderungen nach schnellem neuen Hochwasserschutz. Im Dezember hat Romanski drei Veranstaltungen angesetzt, um rund 30 vorgesehene Maßnahmen vorzustellen.

Dilemma Gesamtschule Die harte Auseinandersetzung um den Standort der Gesamtschule beantwortete die Verwaltung nach krisenhaften Erfahrungen nach dem Motto: Es darf nur Gewinner, keine Verlierer geben. Am Ende stand der eigentümliche Kompromiss, den Schulbetrieb bis 2022 in Dingden und in Hamminkeln laufenzulassen. Das gibt auch mehr Zeit, um die Planungen zu sichern. Wirtschaftswegekonzept Tempo, Resonanz und Bürgernähe im ländlichen Sieben-Dörfer-Ort stimmten.

280 Anmerkungen gingen ein und werden ins Konzept eingearbeitet, das im November verabschiedet werden muss. Projekt Raiffeisenstraße Hier scheiterte Romanski bisher, das Vorhaben platzte in letzter Sekunde. Aktuell wird doch wieder über einen Durchführungsvertrag verhandelt. Nun ist Romanski zuversichtlich für die ersehnte Bebauung in Hamminkelns Mitte. Stadtwerke "Hohe Versachlichung" sagt der Bürgermeister zum Thema Stadtwerke-Gründung.

Man habe ein klares Bild über Versorgungsverträge, Kosten der Netzübernahme und Aufgaben geschaffen. Ungeklärt ist aber die Grundsatzfrage, ob ein eigener Betrieb genug Mehrwert schafft. Wohnungsbaugesellschaft Auch ein offenes Thema. Ein solches Konstrukt ist nur sinnvoll bei entsprechenden Mehreinnahmen. Die erforderlichen Flächen und zu vermarktenden Wohneinheiten hat die Stadt nicht. Romanski ist deshalb skeptisch, aber zusammen mit Schermbeck und Hünxe diskutiert er eine interkommunale Baugesellschaft.

Bürger- und Parteinähe Repräsentative Auftritte wollte Romanski begrenzen, das war nichts. An vier Wochenenden in zwölf Monaten habe er keine Termine gehabt. Der Vorteil: der Bürgermeister wurde als "einer von uns" wahrgenommen, nicht als der befürchtete abgehobene Manager aus der Wirtschaftswelt. Dazu versuchte er gezielt, Bürger bei kritischen Themen mitzunehmen. Nicht so einfach ist die politische Gratwanderung.

"Ich sehe mich nicht als Parteipolitiker, sondern als Vertreter aller Hamminkelner", sagt der SPD-Mann. Stimmt, er eckte öfter auch bei den Genossen an. Andererseits profitieren die von Romanskis Image, sie wollen seinen Glanz in Stimmen ummünzen.

(RP)
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