Kreis Wesel Experte: Isselverband braucht Reformen

Kreis Wesel · Vor gut einem Jahr sorgte das Hochwasser der Issel bundesweit für Schlagzeilen. Jetzt hat sich die Kreispolitik mit dem Thema befasst. Im Sommer 2016 drohten auf Hamminkelner Stadtgebiet die Dämme zu brechen. Viel ist seither nicht geschen. Zwar gibt es ein Hochwasserschutzkonzept, das das Ingenieurbüro Pro Aqua erstellt hat. Und es gibt auch Verträge mit Grundstücksbesitzern, so dass im Notfall Felder und Wiesen geflutet werden können, um Dammbrüche zu verhindern. Doch weil sich niemand in den Kommunen, bei den Unterverbänden - die für Gräben und Bäche zuständig sind - und beim ehrenamtlich geführten Isselverband für die Realisierung der im Konzept vorgeschlagenen baulichen Maßnahmen in Millionenhöhe verantwortlich fühlt, ist die Lage mehr als unbefriedigend.

Im Umweltausschuss des Kreises Wesel nahm jetzt Detlef Reinders, der für Oberflächengewässer zuständige Technische Dezernent bei der Bezirksregierung in Düsseldorf, Stellung zu der Gesamtsituation. Aus seiner Sicht gibt es das Problem, dass lediglich zwei von fünf Unterverbänden den Hochwasserschutz in ihren Satzungen verankert hätten. Und wenn der Verband rechtlich nicht zuständig ist, kann er die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes auch niemandem in Rechnung stellen. Aus Sicht von Reinders gibt es nur zwei Lösungen: Eine wäre, dass sich der Isselverband personell und finanziell neu aufstellen müsste. Weil aber hauptamtliche Kräfte Geld kosten, müssten Gebühren erhöht werden. Die zweite Möglichkeit: Der Isselverband müsste aufgelöst und aus ihm ein Zweckverband gemacht werden, in dem die Kommunen und die betroffenen Kreise die Umsetzung des Konzeptes in die Hand nehmen müssten.

Während eines Termins am 16. Oktober im Kreishaus sollen der Isselverband und die fünf Unterverbände der Bezirksregierung einen gemeinsamen Lösungsansatz vorlegen. "Denn erst, wenn das Ziel klar ist, geht es weiter", so Reinders. Wenn es Visionen gebe, dann sei das Land auch bereit, die Idee zu unterstützen, soweit es gehe.

Reinders ging noch auf die Idee des Weselers Jürgen Schildberger ein. Der pensionierte Bauingenieur hatte den Vorschlag unterbreitet, zwischen der Issel und der Lippe in Wesel einfach eine preiswerte Entlastungsrinne zu bauen, die bei Hochwassergefahr einfach geöffnet werden soll.

Reinders betonte, dass bereits im Jahr 1969 unter anderem diese Variante untersucht und dann verworfen worden sei. Nicht zuletzt, "weil nur in Ausnahmefällen Wasser umgeleitet werden soll". Er ist davon überzeugt, dass das Genehmigungsverfahren langwierig würde, es zahlreiche Einwendungen geben könnte und der Kanal schließlich noch unterhalten werden müsste. "Ich mache den Verfechtern keine große Hoffnungen, dass wir so einen Kanal genehmigen können", so Reinders.

(RP)
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