Wesel/Dinslaken Ferrari und Reisen statt Steuern

Wesel/Dinslaken · Ein mutmaßlich falscher Architekt soll den Fiskus um fast 1,6 Millionen Euro betrogen haben. Seit gestern muss der Dinslakener sich wegen Steuerhinterziehung vor der Wirtschaftskammer des Duisburger Landgerichts verantworten.

 Das Finanzamt in Wesel.

Das Finanzamt in Wesel.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Im Zeitraum von November 2002 bis November 2007 soll er unter anderem den Finanzämtern in Wesel und Düsseldorf Einnahmen in Millionenhöhe verschwiegen haben. Zum Teil habe er gar keine oder falsche Steuererklärungen bei den Behörden abgegeben.

Mit dem Geld finanzierte der Mann laut Anklage seinen luxuriösen Lebensstil. Es ging nicht nur um Einnahmen, die der heute 64-Jährige erst gar nicht versteuerte, es ging auch um die private Nutzung von Firmenautos, die Ausstattung des Privathauses und teure Hotelaufenthalte. So soll der Geschäftsmann im Jahr 2004 einen Ferrari auch privat genutzt, aber komplett als Geschäftsfahrzeug abgesetzt haben. Auch die Verlegung von Holzdielen in seinem Privathaus in Hamminkeln soll er als Aufwendung für das Büro in Düsseldorf deklariert haben. Fraglich ist auch, warum eine Sauna im Privathaus von der Steuer abgesetzt wurde und warum Mitarbeiter mit hochwertigen Pkw fahren durften, ohne dass dies in der Buchführung auftauchte.

Aufenthalte in Italien und ein Wochenende in Wien, das mit 1800 Euro zu Buche schlug, seien als geschäftliche Aufwendungen abgesetzt worden, ohne dass es dafür einen Anlass gab, heißt es in der Anklage weiter. Außerdem wurden einzelne Hotelaufenthalte zum Teil sechs Mal steuerlich geltend gemacht.

Die Staatsanwältin sprach außerdem von Scheinrechnungen und Überweisungen auf Konten der Mutter, des Sohnes und der Schwiegertochter, um Einkünfte zu verschleiern.

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Der 64-Jährige sprach von Fehlern des Steuerberaters. Außerdem habe er geglaubt, nicht alle Einnahmen versteuern zu müssen, weil er auch Aufträge in Monaco übernahm. Er habe nicht gewusst, dass er dafür Steuern zahlen müsse.

Einen Teil der Vorwürfe räumte der Angeklagte immerhin ein. So zum Beispiel, dass er wahrheitswidrig angab, in bestimmten Zeiträumen überhaupt gar keine Einkünfte erzielt zu haben.

Der Dinslakener soll sich außerdem als Architekt ausgegeben haben, obwohl er keiner war. Er hatte sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft mit einer falschen Urkunde ausgewiesen. Weil das im Vergleich zu den anderen Vorwürfen allerdings Nebensache ist, wird das in dem laufenden Hauptverfahren nicht weiter verfolgt.

Die Verteidiger des 64-Jährigen haben bereits angekündigt, dass ihr Mandant zahlen könne und wolle. Er erwarte dafür allerdings eine Bewährungsstrafe.

Die Verhandlung am Landgericht Duisburg wird fortgesetzt.

(RP)
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