Wesel Festival endet mit Überraschungsduo

Wesel · Zum Ausklang des Sommerton-Festivals spielten zwei Norweger gemeinsam. Die Veranstalter zeigten sich sehr zufrieden.

 Ketil Bjørnstad (65) in der Diersfordter Schlosskirche.

Ketil Bjørnstad (65) in der Diersfordter Schlosskirche.

Foto: Erwin Pottgiesser

Tiefes Grummeln aus dem Innenraum des Flügels, dann zarte Töne, aus denen sich ein Motiv aus Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 entwickelte - die Gegensätze hätten nicht größer sein können. Der Pianist Ketil Bjørnstad bestritt in der Diersfordter Schlosskirche das Abschlusskonzert des diesjährigen Sommerton-Festivals und steckte gleich zu Beginn ein enorm weites musikalisches Feld ab. In ausgedehnten Stücken, in denen die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation immer wieder verschwammen, zeigte sich der Norweger als Melodiker, der auch vor gelegentlichem Pathos nicht zurückschreckt.

Sein Spiel ist hörbar klassisch geschult, schöpft aus einem enormen Erfahrungsschatz und lässt bisweilen das frühe Vorbild Keith Jarrett anklingen (allerdings mit weniger Jazz und Blues und ohne das krächzende Mitsingen). Wenn Bjørnstad seine Motive erkundet und ummodelt, durchpflügt er den Klang wie ein wogendes Meer, ohne dass er den sicheren Hafen der Harmonie je aus den Augen verlöre. Mit hilfreichen Erläuterungen zu den Stücken gelang es dem Pianisten, dem Publikum seine Musik noch näher zu bringen, etwa das anrührende "Floating", das er einer Hinterbliebenen der Tsunami-Katastrophe von 2004 widmete.

Einen Rückgriff auf eigene Kompositionen aus den 70er Jahren kommentierte er mit der ganzen Lebenserfahrung eines 65-Jährigen: "Als junger Mensch denkt man, dass man im Alter sicherer und weiser sein wird. Tatsächlich fühlt man sich noch unsicherer und dümmer", sagte er. Das Konzert endete mit einer naheliegenden Überraschung. Wenn man vom vorhergehenden Festivaltag noch Bjørnstads Landsmann, den befreundeten Saxofonisten und Sänger Håkon Kornstad, vor Ort hat, was liegt dann näher, als ihn dazu zu bitten? Gemeinsam setzten die beiden Norweger mit einer John-Donne-Vertonung und Richard Strauss' Lied "Morgen" einen klassischen Schnörkel unter ein Festival, das mit sieben hochkarätigen Auftritten keine Wünsche offen ließ.

So war auch Sommerton-Leiter Wilfried Schaus-Sahm hochzufrieden - mit dem Zuschauerzuspruch ebenso wie mit den Konzerten: "Vom Niveau her war es das beste Festival bisher." Besonders froh machte ihn die gute Resonanz auf die anspruchsvolleren Programmpunkte, etwa die Auftragskomposition von Wollny/Schaefer, die am Samstag mit stehenden Ovationen gefeiert worden war. "Man sieht, dass man sich auch jenseits des Mainstreams etwas trauen kann. Das ist ermutigend."

(gds)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort