Wesel Fifa-WM im Winter schlecht fürs Geschäft

Wesel · Dass in Katar im Advent und nicht im Sommer 2022 um den Titel gekickt wird, ärgert vor allem die Gastronomie.

Pressestimmen zur Winter-WM 2022 in Katar – "Turnier der Schande"
20 Bilder

Pressestimmen zur Winter-WM 2022 in Katar

20 Bilder
Foto: qvist /Shutterstock.com/Retusche RPO

Schöne Bescherung: Der Fußball-Weltmeister 2022 wird am Tag vor Heiligabend im Wüstenstaat Katar gekürt. Die Entscheidung der "Task Force" des Fußballverbandes Fifa, das Spektakel in sieben Jahren erstmals nicht in den Sommermonaten, sondern im Advent auszurichten, sorgt vor allem in Europa für ungläubiges Erstaunen bei Millionen von Fans. Die werden sich zwangsläufig mit dem Gedanken abfinden müssen, dass es beim Rudelgucken längst nicht so ausgelassen zugehen wird wie bei den Public-Viewing-Partys seit dem deutschen Sommermärchen 2006.

Doch nicht nur Fußball-Anhänger sind verärgert über die Verlegung des Turniers, sondern vor allem auch Gastronomiebetriebe. Der Weseler Klaus Schepers beispielsweise weiß jetzt schon, dass im großen Saal seiner Traditionsgaststätte an der Schermbecker Landstraße im Advent 2022 kein WM-Spiel auf Großleinwand zu sehen sein wird. "Der Dezember ist jedes Jahr so gut wie voll. Denn dann richten zahlreiche Vereine bei uns ihre Weihnachtsfeiern aus", sagt Klaus Schepers. "Ich kann denen in sieben Jahren nicht wegen Public Viewing absagen, das mache ich nicht. Aus gastronomischer Sicht ist die Verlegung der WM sehr ungünstig." Nur wenn zufällig an einem Tag im Dezember 2022 der Saal nicht benötigt würde und an diesem Deutschland spielt, würde er womöglich zum Rudelgucken einladen.

Ähnlich äußert sich auch Cornelia Hasler, Sprecherin der Wirtevereinigung Corn.Unity. "Am 23. Dezember, dem vorgesehenen Endspieltag, ist es bei uns am Kornmarkt sowieso brechend voll. Da kommen viele Weseler zu Weihnachten zurück in ihre Heimat und treffen sich hier", sagt die Chefin des "Müllers Tag und Nacht". Abgesehen davon gehört für sie zu einer WM einfach das "Sommergefühl dazu". Was die Fifa da jetzt entschieden hat, findet Cornelia Hasler schlichtweg "unsinnig." Dabei denkt sie - natürlich - auch ans Geschäft. "Wenn wir Wirte auf dem Kornmarkt ein Public Viewing veranstalten würden, dann müsste man vielleicht ein Zelt aufbauen und zig Auflagen erfüllen. Und das würde alles noch viel teurer als sonst schon." Und dann stellt sich für sie auch noch die Frage, wie viel Lust die Leute in der ohnehin schon hektischen Vorweihnachtszeit haben, überhaupt Fußball in Gemeinschaft zu verfolgen. "Völlig gestresst ein Spiel anzuschauen, macht ja auch keinen richtigen Spaß", ist Cornelia Hasler überzeugt.

Reaktionen zur möglichen Winter-WM 2022 in Katar
Infos

Reaktionen zur möglichen Winter-WM 2022 in Katar

Infos
Foto: dpa, car hpl lof nic

Zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken gehören traditionell - vor allem für Jungs und Männer - Sport- und Fanartikel. Würde sich da eine WM im Advent - ein erfolgreiches Abschneiden der Deutschen vorausgesetzt - für den Fachhandel vielleicht sogar rechnen? Die RP fragte nach bei Markus op de Hipt, dem Chef des Sport-Palastes an der Hohen Straße. "Auf das Weihnachtsgeschäft hat das sicher keine Auswirkung. Das sage ich als Geschäftsmann." Und als Privatmann? "Als Fußballfan", sagt er, "finde ich das alles ganz unmöglich. Es ist einfach schade, dass viele Public-Viewing-Veranstaltungen, die im Sommer stattfinden würden, ausfallen werden. Man hat sich seit 2006 schon so sehr an das Rudelgucken gewöhnt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort