Wesel Firma bohrt für B58n im Lippe-Flussbett

Wesel · Nahe der Lippebrücke liegt jetzt ein Arbeitsponton im Fluss, von dem aus recht beschaulich der Baugrund für die Südumgehung untersucht wird. Weiter aufwärts, an der Schillwiese, tobt Streit um hohe Kosten für die Bombensuche.

 In nebeliger Herbstidylle schafft sich der Ponton in der Lippe eine Fahrrinne für die Untersuchung des Bodens. Hier sollen Brückenpfeiler hin.

In nebeliger Herbstidylle schafft sich der Ponton in der Lippe eine Fahrrinne für die Untersuchung des Bodens. Hier sollen Brückenpfeiler hin.

Foto: Fritz Schubert

Tausende Autofahrer sehen, wie sich seit einigen Tagen ein Arbeitsponton durch die Lippe gräbt und Sandhaufen aufschüttet. Hier an die Verfüllung des alten Flussbetts zu denken, ist verfrüht. Zunächst wird der Baugrund für die Fortsetzung der B 58n von der neuen Rheinbrücke Richtung Fusternberg (Südumgehung) untersucht, erklärt Projektleiter Christoph Angenendt von Straßen NRW. Die Firma Vormann (Nottuln) geht der Beschaffenheit der Schichten sozusagen mit Kernbohrungen auf den Grund. Am aktuellen Arbeitsplatz muss das Team sich in der teils seichten Lippe selbst eine Fahrrinne schaffen. Später werden hier Pfeiler der neuen Lippebrücke stehen. Es ist ein kleiner, aber wichtiger Abschnitt des mit derzeit 108 Millionen Euro kalkulierten Projekts Südumgehung, das 2022/23 die lang ersehnte Verkehrsentlastung bringen soll. Um eine deutlich kleinere, aber wesentlich ärgerlichere Summe geht es ein Stückchen weiter lippeaufwärts an der Schillwiese. Dort soll die Stadt für Verfüllung von Bohrlöchern zur Bombensondierung aufkommen. Die Rede ist von 180.000 Euro.

Leise Töne sind Ludger Hovests Sache nicht. Dennoch lag gestern spürbar mehr Ärger als sonst in der Stimme des SPD-Fraktionsvorsitzenden, als er aus dem nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung von Dienstagabend berichtete. In dem hatte die Verwaltung erklärt, weshalb kurzfristig ein Sonderhochwassereinsatzplan erstellt und der Bezirksregierung Düsseldorf vorgelegt werden muss. Ausgangspunkt waren Arbeiten wie jene in der Lippe: Sondierung des Baugrunds samt Suche nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg.

Dass in und um Wesel jederzeit mit Bombenfunden gerechnet werden muss, ist sattsam bekannt. So auch beim Bau des Deichs am Gleisdreieck an der Schillwiese vor zehn Jahren. Den wollte Wesel gar nicht bauen, weil ja die Südumgehung kommen sollte, das Geld hätte gespart werden können. Die Stadt wurde gezwungen. Es wurde ordnungsgemäß gesucht und nichts gefunden. Jetzt musste noch einmal untersucht werden. Für die gesamte Umgehungs-Trasse wurden 34 Verdachtspunkte ausgemacht. Elf davon in der Schillwiese. Davon wurden fünf überprüft, was zu zwei Bomben führte, die beide entschärft wurden. Auch auf Flächen, auf denen jetzt der Deich steht, ergaben sich drei Verdachtsstellen mit 30 Einzelbohrungen, was den Verdruss komplett macht. Denn jetzt besteht die Bezirksregierung auf fachgerechter Verfüllung. Allein das Konzept soll 4500 Euro kosten, der eigentliche Akt dann geschätzt besagte 180.000. Erwartungsgemäß hat sich die Stadt bereits an die höheren Stellen gewandt mit der Frage nach Kostenübernahme, handele es sich doch bei der B 58n um ein vom Bund und dem Land betriebenes Projekt von überregionalem Interesse. Aus rechtlichen Gründen soll dies aber nicht möglich sein.

Ludger Hovest mochte es kaum glauben, doch gebe es, so sagte er gestern, bereits ein einschlägiges Urteil, das am Ende eine Privatperson in den Konkurs getrieben habe. Er forderte die Landtags- und Bundestagsabgeordneten der Region auf, sich umgehend diesem Problem zu widmen. "So geht das nicht", sagte er. Es müsse eine Regelung gefunden werden, die private Grundstückseigentümer sowie Kommunen vor solch bedrohlichen Situationen schützt.

(fws)
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