Wesel Flugblatt-Aktion gegen Voba & Co.

Wesel · SPD-Fraktionschef Ludger Hovest beklagt in einem Infoschreiben, dass die Weseler Bauverein AG von drei Aktionären angegriffen werde, die eine zehnprozentige Dividendenzahlung fordern.

 In den Briefkästen aller Bauvereins-Mieter soll heute das Infoschreiben der SPD stecken, in dem Fraktionschef Ludger Hovest das "unanständige Verhalten von Pilkington, Volksbank Rhein-Lippe und Commerzbank" anprangert.

In den Briefkästen aller Bauvereins-Mieter soll heute das Infoschreiben der SPD stecken, in dem Fraktionschef Ludger Hovest das "unanständige Verhalten von Pilkington, Volksbank Rhein-Lippe und Commerzbank" anprangert.

Foto: Nikolei

Wer Wesels SPD-Fraktionschef Ludger Hovest kennt (oder zu kennen glaubt), der weiß, dass der frühere Gewerkschaftsfunktionär äußerst hartnäckig agiert, wenn ihm etwas wirklich wichtig ist. Und der Bauverein, der sich am 26. Oktober vor dem Düsseldorfer Landgericht wegen Formfehlern bei der Durchführung seiner Hauptversammlung im Sommer verantworten muss, ist ihm sehr wichtig. Schließlich ist auch er als einer von 18 Aufsichtsratsmitgliedern mitangeklagt. Kläger, und das hat Ludger Hovest schwarz auf weiß, ist die Volksbank Rhein-Lippe.

"Warum", werden sich Außenstehende - und dazu gehören sicher auch die meisten Mieter des Bauvereins - fragen, "zerrt die Weseler Voba den Bauverein vor den Kadi?" Die Antwort liefert - jedenfalls aus Sicht von Hovest - ein Flugblatt, das heute in allen Briefkästen der Bauvereinsmieter stecken soll. Dort ist unter anderem zu lesen: "Einige Aktionäre - Pilkington, Volksbank Rhein-Lippe, Commerzbank/Atlas-Vermögensverwaltung - fordern eine zehnprozentige Dividende. Dazu sagen wir als SPD-Wesel: Das ist unanständig. Das machen wir nicht mit, weil es dem Bauverein schadet und am Ende die Mieten erhöht werden müssen." Und dann fordert Hovest die "lieben Bewohnerinnen und Bewohner" auf, mit Freunden und Bekannten über das "unanständige Verhalten" des Trios zu sprechen.

Doch nicht nur Bauvereins-Mieter, sondern auch 50 Aufsichtsrats- oder Beiratsmitglieder von Voba, Commerzbank oder des Glasveredlers Pilkington werden das SPD-Infoschreiben erhalten. Das erklärte Hovest gestern vor Journalisten. "Die, die wir da anschreiben, das sind alles seriöse Leute. Und ich möchte, dass sie den Verantwortlichen Fragen stellen. Zum Beispiel, ob sie informiert wurden, dass der Bauverein verklagt wurde."

Das während des Pressegesprächs von der RP ins Spiel gebrachte Argument, dass letztlich nicht die Vorstandsmitglieder der Volksbank Rhein-Lippe die Klage eingereicht hätten, sondern die Anwälte des Käufers der "Vinkulierten Namensaktien", lässt Hovest nicht gelten. Denn: "Die Volksbank hat den Investor aus Meerbusch, dem vor 20 Jahren die Aktien angeboten wurden, mehrfach eine Vollmacht ausgestellt. Also hat er im Namen der Volksbank gehandelt." Er fordert die Voba deshalb auf, dem Kunden aus Meerbusch keine Untervollmachten mehr zu erteilen.

Die von Hovest veranlasste Flugblatt-Aktion lässt die Verantwortlichen der Volksbank Rhein-Lippe vergleichsweise kalt. Jedenfalls erklärte Vorstandsmitglied Gerd Hüsken gestern auf Anfrage: "Wir müssen dem Käufer eine Vollmacht erteilen, weil das vertraglich damals so vereinbart wurde." Tatsächlich sei es nicht die Volksbank, die zehn Prozent Dividende gefordert habe, sondern eben der Erwerber der Aktien und dessen Anwälte. "Außerdem", so Hüsken, "hält doch die Stadt und ihre Stiftungen 70 Prozent der Anteile, der Käufer unserer Bauvereins-Aktien aber nur 0,6 Prozent. Wenn die Mehrheit gegen eine Erhöhung der Dividende stimmt, wo liegt dann das Problem?"

(RP)
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