Schermbeck Fotos erinnern an Bergbau-Ära

Schermbeck · Pastor Klaus Honermann zeigt in einer Ausstellung der Volksbank Bilder unter dem Titel "Pott-Pourri".

 In der Schalterhalle der Volksbank zeigt Pastor Klaus Honermann bis zum 2. Mai Fotografien aus der zu Ende gehenden Ära des Bergbaus. Foto: Scheffler

In der Schalterhalle der Volksbank zeigt Pastor Klaus Honermann bis zum 2. Mai Fotografien aus der zu Ende gehenden Ära des Bergbaus. Foto: Scheffler

Foto: Helmut Scheffler

In der Blütezeit des Bergbaus arbeiteten bis zu 600.000 Menschen in den Zechen des Ruhrgebietes. In diesem Jahr wird die letzte Zeche "Prosper Haniel" stillgelegt. In den Fotografien des Schermbecker Pastors Klaus Honermann leben die Zechen als Arbeitsbereich der Menschen und als Lieferant von Energien weiter. Mit seiner Ausstellung "Pott-Pourri - eine Tour de Ruhr" erinnern mehr als 30 Fotos in der Schalterhalle der Volksbank an der Mittelstraße an den einstmals bedeutendsten Wirtschaftszweig des Ruhrgebietes.

Honermanns Bilder, die er aus dem großen Schatz seiner Foto-Sammlung für die Ausstellung ausgewählt haben, zeigen keine Kumpel bei der Arbeit. Sie beschränken sich auf Industriezeugnisse, die zwar vom Menschen geschaffen wurden, aber jetzt einem unaufhörlichen Verfallsprozesse unterliegen.

Die Fotos und die teilweise in Versform ergänzten Gedanken lassen die Wehmut des Pastors erkennen angesichts der bald ganz still stehenden Räder in einem Wirtschaftszweig, den Honermann schon in frühester Kindheit kennen lernte. Das Elternhaus des heute 66-jährigen Pastors stand in Lünen am Nordrand des Ruhrgebietes.

Seine dritte Kaplanstelle führte ihn drei Jahre lang in den Süden Recklinghausens, wo ihm auch die Gelegenheit geboten wurde, in Zechen einzufahren und unter Tage weite Strecken zurückzulegen. Viele Eindrücke vom Leben in und mit dem Bergbau haben ihm die Gespräche mit seinem Bruder Bernd vermittelt, der lange Zeit eng mit dem Bergbau verbunden war. Die biografischen Wurzeln sind der Grund dafür, dass es den Pastor in seiner Freizeit mehr ins nahe Ruhrgebiet als in den landwirtschaftlich geprägten niederrheinisch-westfälischen Grenzraum zieht.

Mit von der Partie ist stets die kleine Canon-Kamera, mit der er seine Begeisterung fürs Fotografieren so richtig ausleben kann, wie es die Mitglieder der Pfarrgemeinde St. Ludgerus aus vielzähligen Momenten von ihrem Pastor kennen.

Die Begeisterung fürs Fotografieren entwickelte sich bei Honermann, als er im Alter von 14 Jahren in die Schweiz fuhr und ihm sein Onkel für diese Fahrt eine Kamera geschenkt hatte. Die Kamera hat ihn zu allen Orten während und nach der Studienzeit begleitet und ihm bei den häufigen Ortswechseln die Möglichkeit gegeben, die Erinnerung an das jeweils Vergangene wachzuhalten. Die elf Jahre in Schermbeck bezeichnete Honermann als "die längste Zeit meines Lebens an einem einzigen Ort".

Beim Rundgang durch die Ausstellung gaben viele Bilder, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind, den Teilnehmern der Vernissage Anlass zu Gesprächen über eine versinkende Kultur, der Kultur der Schwerindustrie von Kohle und Stahl. Fehlende Menschen, verrostete Loren oder Ketten, ein zerbrochenes und fast unleserliches Schild mit der Aufschrift "Vorsicht Lebensgefahr" und die hinter einem Hochofen untergehende Sonne: Das alles sind Detailaufnahmen, die ein Ende signalisieren. Das Foto der Kreuzung zweier Gleisanlagen vermittelt dem Betrachter Kreuze als Zeichen des Todes, aber auch der Auferstehung und der Möglichkeit zu einem Neubeginn.

Die Ausstellung bleibt bis zum 2. Mai in der Volksbank und kann kostenlos besichtigt werden.

(hes)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort