Wesel Frank Goosen rechnet mit Weihnachtszeit ab

Wesel · Der bissige Bochumer war mit seinem neuen Programm "Krippenblues" in Wesel zu Gast.

 Frank Goosen wurde durch seine Ruhrpott-Bände bekannt.

Frank Goosen wurde durch seine Ruhrpott-Bände bekannt.

Foto: dieker

Gar nicht so besinnlich wurde es am Donnerstagabend im Bühnenhaus, denn in seinem Programm "Krippenblues" rechnete Kabarettist Frank Goosen mit den weniger schönen Seiten des Weihnachtsfestes ab. "Es wird ein bisschen böse, sonst würde es ja Swing-Glöckchen heißen", warnte er das Publikum, bevor er mit seinem Mix aus Vortrag und Lesung rund um die schönste Zeit des Jahres begann.

Goosen hat die Vorweihnachtszeit in Etappen eingeteilt. Das Umstellen der Uhren auf die Winterzeit ist für ihn "die erste Androhung von Besinnlichkeit", also Beginn der ersten Etappe, die in Sankt Martin gipfelt. Ein Fest, das der Bochumer Kabarettist zwar aus seinen Kindertagen kennt, es jedoch so lange verdrängt hatte, bis er seine eigenen Kinder zum Laternenumzug mit Glühwein, anderen Vätern und "Sankt Martina" begleiten musste - nur um dann festzustellen, dass es ohne Kinder viel schöner wäre.

Die zweite Etappe zieht sich dann bis Totensonntag hin, und den verbringt ja jeder anders. Freund Udo musste mit seinem siebenjährigen Neffen in die Kirche, wo der "Reverend" zum "Ewigkeitssonntag" begrüßte und mit den Eltern in einer Art Selbsthilfegruppen-Stuhlkreis über Tod und Vergänglichkeit philosophieren wollte: "Tod, Verlust, weinende Kinder - der Reverend wirkte zufrieden."

Goosen selbst hingegen weiß, dass es soweit ist, wenn das Telefon die Melodie des weißen Hais spielt. Dann ist nämlich "Omma" dran, mit der alljährlichen Bitte: "Wir müssen ma wieder nam Fritthoff - bei Oppa am Grapp". Und erst wenn dieser Besuch geschafft ist, und "Omma" verkündet: "Jetzt ist auch bald wieder Weihnachten" hat die Etappe der Vorweihnachtszeit offiziell begonnen.

Und diese dritte Phase empfindet der Bochumer Kabarettist als gar nicht besinnlich. Sei es wegen "spiritueller Belästigung" in der Fußgängerzone ("Mormonen - sind das nicht die Brötchen mit den schwarzen Krümeln drauf?"), der nervigen Beleuchtung in den Fenstern und an den Bäumen der Nachbarn ("Wann gibt es endlich eine Bürgerinitiative gegen Schwibbögen?") oder der Allgegenwärtigkeit von Weihnachtsmärkten, auf denen grundsätzlich Paare im Funktionsjacken-Partnerlook und "Glühweinleichen" zu finden sind.

(meko)
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