Hamminkeln Friedhof entstand in Eigeninitiative

Hamminkeln · Vor 25 Jahren zeigten Dingdener, dass mit Engagement auch große Projekte zu stemmen sind. Am Bokern entstand ein neuer Friedhof mit Aussegnungshalle, großem Kreuz und Glockenturm statt schlichtem Gräberfeld.

Mit der Zeit ändern sich viele Sitten. Ein Beispiel dafür ist die gewandelte Gräberkultur. Vor 25 Jahren stemmten engagierte Dingdener ein großes dörfliches Projekt, machten aus dem schlichten Gräberfeld Am Bokern in Eigenregie einen Friedhof mit 6,30 Meter hohem Kreuz, Glockenturm, Aussegnungshalle und gepflasterten Flächen. Damit entlasteten sie nicht nur die öffentliche Hand, sondern schufen ein würdevolles Umfeld für Grabstätten. Heute laufen die ersten der damals belegten Gräber aus. Inzwischen gibt es auf dem Friedhof in der Dorfmitte wieder Platz, weil viele Familiengruften in den vergangenen Jahren zurückgegeben wurden und mehr Urnenbestattungen gewünscht sind. Für Helmut Wisniewski ist ein Vierteljahrhundert Friedhof Am Bokern ein Zeitpunkt zurückzuschauen auf eine bemerkenswerte ehrenamtliche Leistung.

Vor 26 Jahren wurde begonnen mit den ersten Beerdigungen auf einer schlichten Wiese am Waldrand, genau im April 1991. Auf dem Friedhof im Ortskern war es zu eng geworden, auch, weil es viele große Familiengruften gab. Einige Trauergäste der ersten Bestattungen Am Bokern fühlten sich unwohl auf dem neuen Friedhof, der mit seinen wenigen Wegen und der Einzäunung eigentlich keiner war. Helmut Wisniewski (USD) erzählt: "Es gab nicht mal ein Kreuz." Das sei Gesprächsthema beim Kaffee gewesen. Er und viele Mitstreiter beschlossen, tätig zu werden auf dem Waldgrundstück, das die Stadt 1969 gekauft hatte. Zunächst wurde ein großes Kreuz aus Stahl gebaut, 6,30 Meter hoch und Symbol für einen wirklichen Friedhof. Februar 1992 wurde es errichtet. Doch es fehlte ein würdevoller Raum, um Abschied nehmen zu können. Nach der Aussegnung im Dorf fuhren die Trauergäste mit dem Auto zum Friedhof hoch zur Beerdigung. Die Stadtverwaltung habe nur eine Art Pavillon errichten wollen, sagt Wisniewski. "Das haben wir sofort verworfen und vernünftig gemacht." Im August 1994 gründeten 35 Dingdener einen Förderverein Friedhofshalle, Vorsitzender wurde Bernhard Bußkamp. Geld für den Bau gab die Stadt.

50.000 Mark sollten reichen, doch die Ausschreibungen fielen höher aus. Zudem gab es politischen Streit und Querschüsse aus anderen Ortsteilen, wie sich Wisniewski (USD) erinnert. Man griff zur Selbsthilfe, putzte Klinken, holte Spenden und Material herein. Das Projekt für am Ende 400.000 D-Mark mit Kühlraum und Pflasterung wurde schließlich am 22. Dezember 1995 an Bürgermeister Heinrich Meyers und damit der Stadt übergeben. Noch fehlte ein Glockenturm, der wiederum in Eigenregie entstand, um die Kosten zu deckeln. Den bauten die Ehrenamtlichen 1997.

Der Förderverein hatte seine Schuldigkeit getan und wurde aufgelöst. "Der Friedhof Am Bokern war ansehnlich und funktionsfähig. Heute denke ich, man hätte den Förderverein bestehen lassen sollen, um unbürokratisch nötige Pflegeaufgaben erledigen zu können", sagt der Dingdener. Wehmut ist schon dabei - und Stolz auf das Geleistete. Helmut Wisniewski hat die vielen Arbeitsstunden der Freiwilligen in einem Kalender festgehalten. Auch die Bauzeichnungen, Abrechnungen und Zeitungsartikel hat er aufbewahrt.

(RP)
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