Wesel Früh lernen, mit Geld umzugehen

Wesel · Vor dem Hintergrund, dass die Schuldenquote bundesweit - und auch in Wesel - steigt, schlägt Anke Wemmer von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform vor, dass schon in Grundschulen Kinder für das Thema sensibilisiert werden.

Wesel: Früh lernen, mit Geld umzugehen
Foto: Malz Ekkehart

Immer mehr Menschen können ihren monatlichen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und sind deshalb überschuldet. Vor diesem Hintergrund hat sich Anke Wemmer, Geschäftsführerin der Weseler Wirtschaftsauskunftei Creditreform, Gedanken gemacht. Weil ganz offensichtlich in immer mehr Familien - nicht nur in sozial schwachen - Kinder nicht mehr lernen, dass man letztlich nur das Geld ausgeben kann, was einem zur Verfügung steht, müsste schon in den Grundschulen das Thema Geld vielleicht mehr noch und intensiver als bislang behandelt werden. "Es wäre gut, wenn Schüler beispielsweise im Sachunterricht früh den Umgang mit Geld lernen könnten, um sie vor Überschuldung zu schützen. Man könnte präventiv sicher etwas mehr tun, was sich letztlich bestimmt auch auszahlen würde", sagte Wemmer während der Vorstellung des von Creditreform erstellten Schuldneratlasses 2016.

In dem heißt es unter anderem, dass die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland zum dritten Mal in Folge - und deutlicher als erwartet - angestiegen ist. Die Quote liegt mittlerweile bei 10,06 Prozent. Das bedeutet, dass zum Stichtag 1. Oktober bundesweit 6,8 Millionen Erwachsene nachhaltige Zahlungsstörungen aufweisen (plus 1,9 Prozent).

Mit einer Schuldenquote von 12,57 Prozent liegt Wesel nicht nur über dem Bundesdurchschnitt, sondern nimmt auch im Kreis Wesel (Durchschnitt: 9,96 Prozent) einen traurigen Spitzenplatz ein. Als Gründe für die Überschuldung nennt Anke Wemmer unter anderem irrationales Konsumverhalten ("Bei einigen Leuten muss es offensichtlich immer das neueste Handy oder der neueste Fernseher sein"), Arbeitslosigkeit, Trennung, Krankheit oder der misslungene Versuch, sich als Selbstständiger eine Existenz aufzubauen.

Mit einer Schuldenquote von 18,31 (plus 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) ragen erneut die Innenstadt und die Feldmark (Postleitzahl 46483) heraus. Obrighoven und Lackhausen (46485) liegen mit 10,42 etwas besser als im Jahr zuvor (minus 0,1 Prozent). Besser sieht es traditionell im Umland aus: In Bislich, Flüren, Bergerfurth, Büderich und Ginderich beträgt die Quote 9 Prozent (minus 0,1 Prozent). Hamminkeln schlägt mit 7,43 (minus 0,02 Prozent), Schermbeck mit 8,45 (minus 0,07 Prozent) und Hünxe mit 5,98 (minus 0,01) zu Buche.

Erschreckend findet die Creditreform-Geschäftsstellenleiterin, dass nicht nur immer mehr Frauen in die Schuldenfalle tappen, sondern auch die Altersüberschuldung steigt. Und zwar dramatisch. Allein innerhalb der vergangenen drei Jahre bundesweit um 58 Prozent. "Und dieser Trend wird sich weiter fortsetzen", ist Anke Wemmer überzeugt. Denn auch künftig werden die Preise für Miete, Strom, Wasser und Heizung anziehen - bei kaum spürbar steigenden Renten.

(RP)
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