So Gesehen Früher Freibad, heute Facebook

Wesel · Irgendwann geht sie verloren, die große Aufregung. Irgendwann ist Schwimmen gehen halt doch nur noch Schwimmen gehen - und eben nicht mehr Zauber und Verknalltsein und Dinge erleben, von denen man seinen Freundinnen noch wochenlang erzählt. In einem Freibadnachmittag vereinte sich früher, in der Zeit zwischen 13 und 17, die ganze Aufregung eines Teenagerlebens: Liebe, Schule, Bin-ich-schön-Fragen - all das. Früher war man vor dem Freibadbesuch aufgeregt, weil klar war, dass der Junge dort sein würde, in den man so unsterblich verliebt ist. Weil nicht sicher war, ob er mit einem redet oder doch nur mit seinen Jungs Fußball spielt. Weil er womöglich sogar die hübsche Blonde aus der Parallelklasse viel besser findet und sie fragt, ob sie mit ihm gehen will.

So Gesehen: Früher Freibad, heute Facebook
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Es ging beim Freibadbesuch schließlich nie ums Bahnen ziehen und was für die eigene Fitness zu tun oder darum, mal ein bisschen an die frische Luft zu kommen (oftmals ein müder Motivationsversuch von Eltern von Pubertierenden). Es ging um Kontakte, um sehen und gesehen werden, darum, auf dem Laufenden zu sein und bloß nicht als uncool zu gelten. Denn: In Vor-Facebook-Zeiten, als es noch keine Handys samt Whatsapp gab, waren das die Kontakt-Orte: die Pausenhalle der Schule, die Bushaltestelle, bevor der Bus alle nach Hause brachte oder eben die Liegewiese im Freibad. Alles, was junge Menschen wissen mussten, erfuhren sie an diesen Orten. Wer ist in wen verliebt, wer sah früher doch viel besser aus, welcher Junge spielt gut Fußball und welches Mädchen raucht schon.

Abends ging es heim. Mit Sonnenbrand, einem pommes-dicken Bauch, dem neuesten Wissen über alle, die auch im Freibad waren - und vielleicht auch darüber, wie dieser Junge einen denn nun findet, in den man so unsterblich verliebt ist.

(RP)
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