Wesel "Für Kies ist bald kein Platz mehr"

Wesel · Die Weseler Grünen stellen nach dem Kiesforum der SPD eine ganz andere Rechnung auf und fragen, wo die Kiesindustrie in Wesel überhaupt noch etwas wegbaggern will - und kann.

Aufmerksam verfolgt haben unlängst auch die Weseler Grünen das Kiesforum der SPD im Rathaus. Sie kommen zu dem Schluss, dass hier ein ausschließlich positives Bild für die Kieswirtschaft gezeichnet worden sei. Ulrich Gorris, Sprecher der Ratsfraktion und auch des Parteivorstandes der Grünen, hat den gehörten Aussagen nun eigene Berechnungen und Bewertungen gegenübergestellt. Er fragt sich, was die Branche in Wesel denn überhaupt noch wegbaggern will. Es hieß, so Gorris, dass jährlich nur 0,05 Prozent der Fläche ausgekiest würde, und dass man so mindestens 100 Jahre auf dem aktuellen Niveau weitermachen könne. Allerdings, so der Grüne, seien bereits schon 20 Prozent ausgekiest beziehungsweise zum Ausbaggern vorgesehen.

"Wie stellen die sich das vor?" fragte Gorris im Gespräch mit der Rheinischen Post. "Beim Forum wurde versucht, die Folgen zu verniedlichen." Zum Beispiel sei doch klar, dass bebaute Gebiete und Wälder ausscheiden. Für Gorris und seine Mitstreiter geht es um Grundsätzliches, um Fragen der Weltanschauung. Allein in den letzten 15 Jahren seien 240 Hektar landwirtschaftliche Fläche durch Abgrabungen verschwunden. Das entspreche vier Bauernhöfen, die jeweils 500 Menschen ernähren könnten. Kies-Befürworter führten immer gern Arbeitsplätze ins Feld, die bei ausbleibenden Genehmigungen gefährdet seien, sagte Gorris. Zeitgleich aber werde die langfristige Notwendigkeit von Bauernhöfen von den gleichen Menschen infrage gestellt.

Auch verschließt sich Ulrich Gorris eine Wachstumslogik, dass man Kies und Sand für die Bauindustrie brauche, die Neubaugebiete für junge Familien zum Wohle Wesels schaffen soll. Denn Prognosen zeigten in die andere Richtung: Demografisch bedingte Leerstände, weshalb man Umbau, statt Neubau - samt erneutem Flächenverbrauch - als Ziel ausgeben solle. Außerdem sei zu prüfen, wie negativ sich mehr offene Wasserflächen auf die Grundwasserqualität auswirken.

(RP)
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