Hamminkeln/Wesel Fusions-Poker mit Hamminkeln

Hamminkeln/Wesel · Zahlreiche Nachfragen kennzeichneten die nichtöffentliche Darstellung der Sparkassen-Chefs Häfemeier (Wesel) und Wagner (Dinslaken) im um zahlreiche Ratsmitglieder erweiterten Hamminkelner Hauptausschuss. Es ging um die Risikoabwägung für Hamminkeln, wenn die in großer Eile eingestielte Fusion der gesunden Weseler Verbands-Sparkasse mit der defizitären Dinslakener Sparkasse realisiert nächste Woche wird (RP berichtete). Dazu wurde eine neue dicke Risikoabschätzung des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PWC vorgelegt, das derzeit weitere unentdeckte Risiken bei der Kreditvergabe ausschließt. Die Fraktionen und Bürgermeister Holger Schlierf wollen sich ab sofort mit dem vielseitigen Werk auseinandersetzen, sie sind aus politischen Gründen sehr auf Sicherheit bedacht.

Das Informationsbedürfnis im Ausschuss war so groß, dass über eine Stunde weiterdiskutiert wurde, nachdem die beiden Banker zur weiteren Überzeugungssarbeit Richtung Schermbeck gestartet waren. Auch diese Gemeinde zählt zum Zweckverband Verbands-Sparkasse Wesel und soll jetzt Anteilseigner der Wesel-Dinslaken-Fusion werden.

In der Reihe der anstehenden Ratsentscheidungen von sechs Zweckverbands-Städten ist der Hamminkelner Rat als letzter am kommenden Donnerstag an der Reihe. Formal entscheidet das Gremium dann, seine Vertreter in der am Freitag tagenden Zwecksverbandsversammlung anzuweisen, für den Fusionsbeschluss zu stimmen - oder eben nicht oder mit Bedingungen.

Im Fusions-Poker wurde ein Koppelgeschäft der besonderen Art eingefädelt, dass mit dem Finanzthema Sparkasse nicht zu tun hat. Wesel kommt Hamminkeln bei der künftigen Gewerbesteuerzahlung der Bank entgegen, die Isselstadt mit künftig 13,56 Prozent Gesellschafteranteil erhält einen höheren Anteil. Im Gegenzug beteiligt sich Hamminkeln erstmals direkt an den Kosten der Weseler Verbraucherzentrale, bei der sie ein Drittel der Kundschaft stellt.

Hamminkeln, das bereits über die Kreisumlage die 50-Prozent-Förderung des Kreises Wesel für die Verbraucherberatung mitträgt, würde damit in die Finanzierung einsteigen und eine alte Forderung Wesels, insbesondere des SPD-Fraktionsvorsitzenden Ludger Hovest erfüllen. Allerdings ist die Beteiligung mit einer vierstelligen Summe für das finanzklamme Hamminkeln überschaubar. Unklar ist hingegen, wie sich die Fusionskosten und mögliche Abschreibungen auf die Gewerbesteuer der baldigen Doppel-Sparkasse auswirken.

(RP)
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