Hamminkeln Gegen ein Altenheim im Grüngürtel

Hamminkeln · Ausschuss kritisiert, dass das grüne Hamminkeln ein weiteres Mal durch ein großes Bauprojekt an der Bergfrede dezimiert werden soll. Er vertagte das Thema - auch, weil er Alternativstandorte in anderen Ortsteilen einbeziehen will.

Gottfried Bückmann (SPD) hatte die Faxen dicke. "Als alter Hamminkelner" ärgerte er sich im Planungsausschuss massiv, dass ein weiteres Bauprojekt Eingriffe ins grüne Dorf Hamminkeln bedeuten würde. Gemeint war ein neues Pflegeheim plus zwei weitere Gebäude für seniorengerechtes Wohnen zwischen Brüner Straße und Bürgerpark - genauer zwischen der kleinen, abgepollerten Straße Hellefisch und der aktuell mit Wohnbau verdichteten Bergfrede.

Auch Dr. Dieter Wigger (CDU) hatte "erhebliche Bedenken, das Filetstück und das Tor zu Rigauds Busch zu bebauen". Ebenso schwer taten sich Silke Westerhoff (FDP) und Gisela Brick (Grüne), die am Ende die Vertagung des Knackpunktes beantragten. Dem folgte der Ausschuss einstimmig. Ziel ist es nun, Standorte für ein Pflegeheim in den anderen Ortsteilen einzubeziehen. Denn Bedarf für neue Heimplätze ist in der älter werdenden Stadt Hamminkeln da. Die Verwaltung hatte hingegen den Bergfrede-Bebauungsplan befürwortet. Ihr Argument: Das Heim wäre eine passende Ergänzung zu den benachbarten Vorhaben alter Sportplatz und Halfmannsfeld.

Die Skepsis gegenüber dem Naturverbrauch nahe Rigauds Busch speist sich aus Vorbelastungen. Vor Jahren hatte das Weseler Marien-Hospital hier ein Altenheim geplant und schon Verträge über Grundstücke in der Tasche, als Umweltschützer und Verkehrsverein Front gegen die Dezimierung des ortsnahen Grüns machten. Sie setzten sich durch, am Ende baute das Evangelische Krankenhaus Wesel das Christophorus-Haus an der Mehrhooger Straße. Aber per Wohnbebauung wurde "das Grün im Dorf systematisch verringert", wie Bückmann befand. "Wohnen im Grünen in Hamminkeln - das war einmal", sagte er. Auch die neuen Planungen, die zwar nicht direkt in den Park eingreifen, sich aber zu ihm hin "öffnen" wollen, sah der Ausschuss als gezielte Option, hier weitere Naturflächen zu beanspruchen.

Architekt Holger Ebbert, der für die Projektentwicklungsgesellschaft und Investor RTTL-Gruppe aus Zwickau plant, machte hingegen klar, dass in Hamminkeln wohl kein anderer Standort infrage komme. Die Centrumsnähe sei entscheidend, die Anbindung an die City und die geplante neue Mitte sei ideal, Hellefisch habe zudem keinen durchgehenden Verkehr. Weitere Kriterien seien: die Nähe von Natur und Park, eines Krankenhauses sowie von Schulen und Kindergärten, weil Kontakte zu Kindern und jungen Leuten wichtig seien. Dazu gebe es ein Grundstück von passender Größe nur im Grüngürtel. Ein Vertreter der RTLL-Gruppe sagte, dass man als bundesweit erfahrenes Unternehmen auf die Erfüllung des Kriterienkataloges bestehe.

Der Ausschuss befürchtet aber eine Überversorgung Hamminkelns, während andere Ortsteile wie etwa Mehrhoog außen vor bleiben. Das Thema Standortprüfung kam in der Sitzung nur auf Nachhaken heraus. Denn der Projektentwickler hat sich schon umgeschaut und bei drei Möglichkeiten abgewunken: die Brauerei und der alte Sportplatz Brüner Straße in Hamminkeln, die nicht groß genug oder falsch ausgerichtet sind, sowie in Mehrhoog nahe Edeka, wo die Planer den Betuweausbau als "Riesenmanko" einschätzen.

Wie's auch kommt: Die Stadt hat beim Projekt per Bodenmanagement auch Vorteile im Blick. Sie würde 3000 bis 4000 Quadratmeter Grund zum Vorzugspreis zur Vermarktung bekommen. Dieter Stiller (USD) hatte nachgefragt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort