Wesel Geschichten über die vier Weseler Rathäuser

Wesel · Stadtarchivar Martin Wilhelm Roelen hat ein Buch herausgegeben, in dem es um die Verwaltungsbauten in der Hansestadt seit 1390 geht.

 Zwei der Buchautoren: Manfred Müser (l.) und Stadtarchivar Martin Wilhelm Roelen, der gleichzeitig Herausgeber des Werks ist.

Zwei der Buchautoren: Manfred Müser (l.) und Stadtarchivar Martin Wilhelm Roelen, der gleichzeitig Herausgeber des Werks ist.

Foto: Markus Weissenfels

Für Daniel Kunstleben, Erster Beigeordneter der Stadt Wesel, sind sie Orte, wo Stadtgeschichte gemacht wird und wo die Geschicke der Stadt gelenkt werden: die Rathäuser. Vier gab es bislang in der Stadt an Rhein und Lippe, und um dieses Quartett dreht sich ein ganzes Buch.

Was viele sicher nicht wissen: Als Wesel vor 774 Jahren die Stadtrechte erhielt, gab es noch gar kein Rathaus in der Hansestadt. Erst rund anderthalb Jahrhunderte später errichtete man das erste Gebäude dieser Art. Man schrieb das Jahr 1390, als das zweistöckige Gebäude quasi parallel zur heutigen Trappzeile am Großen Markt bezogen wurde.

Wie genau es ausgesehen hat, kann heute niemand sagen. Doch Stadtarchivar Martin Wilhelm Roelen ließ eine Skizze anfertigen, die in etwa eine Vorstellung von dem Bauwerk gibt. Zwei Etagen hatte es und zwei Türme, wobei es sich hier um überdachte Brunnen gehandelt hat. Im Erdgeschoss war das Fleischhaus untergebracht, im Obergeschoss der Saal. Lange diente der Bau dem Rat nicht, denn bereits 1455 schlug dem Haus das letzte Stündlein. Es war zu klein, nicht repräsentativ genug, nahm Platz auf dem Markt weg, sagt Roelen. Also brach man es ab und kaufte ein Gebäude im Bereich der heutigen Trappzeile.

Vier der Figuren, die das alte Haus zierten, wurden mitgenommen, zwei dazugehauen. Am Ende gab es ein Rathaus mit zwei Fassaden, der jetzigen nachgebauten, und auf der anderen Seite eine weitere. "Ein bisschen großkotzig waren die Weseler immer", weiß Roelen. Sie hätten sich nicht lumpen lassen, die Stadt mit ihren vielen Kaufleuten sei reicher als der Herzog gewesen. Der ging in dem zehn mal 30 Meter großen Saal übrigens ein und aus, kam mit Gefolge und der Ritterschaft zu Feiern. "Da ging dann die Post ab", ist sich der Archivar sicher.

Unten befand sich auch hier das Fleischhaus, oben der Ratssaal und drüber gab es noch die Ratsstube. Sehr groß, sehr repräsentativ und teuer, umschreibt er den Bau, der erst in Aachen, Köln und Neuss in ähnlichen Ausmaßen zu finden war. Bis 1945 stand das Rathaus hier, dann ging es im Bombenhagel nieder.

Es folgte dort, wo heute der Kaufhof steht, das Mathena-Rathaus mit seinem markanten Turm. 1952 wurde der erste Teil bezogen, schon 18 Jahre später der Abrissbeschluss gefasst. Vier Jahre ohne Rathaus waren die Folge. Denn bevor der heutige Backsteinbau am Klever-Tor-Platz fertig wurde, war die Stadtverwaltung auf drei Stellen verteilt: das Baudezernat am Kaiserring, das Sozialamt am Herzogenring und unter anderem das Einwohnermeldeamt an der Dinslakener Landstraße, der postalischen Adresse der Verwaltung.

Das Buch über die vier Rathäuser kostet 15 Euro. Es ist in den beiden Weseler Buchhandlungen, beim Verkehrsverein am Großen Markt sowie im Stadtarchiv, An der Zitadelle 2, zu haben.

Info Die RP wird im Rahmen einer kleinen Serie ausführlich über die einzelnen Bauwerke berichten.

(P.H.)
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