Wesel Gesungenes Ja zum Dasein trifft in Herzen

Wesel · Der Chor "cantemus" begeistert beim Kleinod-Abend in der evangelischen Kirche Büderich die Zuhörer.

 "Über sieben Brücken" - so war das Konzert in der Kirche in Büderich überschrieben.

"Über sieben Brücken" - so war das Konzert in der Kirche in Büderich überschrieben.

Foto: Erwin Pottgiesser

Sie sangen aus vollem Herzen, sie sangen aus weitem Herzen. Sie sangen aus purer Freude und rissen so alle Hörer in der evangelischen Kirche in Büderich mit. Am Sonntag gestaltete dort der Chor "cantemus" das 72. Kleinod-Konzert". "Über sieben Brücken" - mit dem Zitat dieser Liedzeile war es überschrieben. Es bestärkte die in jedem Menschen Kräfte freisetzende Hoffnung. Und wer das ohne Allüren so selbstverständlich, gerade deshalb so wirksam vermittelte, das war der Chorleiter Hans-Heinrich Struberg. Ach was, das war "Struppi", als Vollblutmusiker bekannt und geachtet am ganzen Niederrhein und als sehr liebenswürdiger Mensch. Kürzlich wurde er 70.

Dieses elektrisierende Energiebündel hatte seinem hohen Anspruch gemäß seine singende Schar wie stets sorgfältig vorbereitet. Er selbst wies im Fortgang des Konzerts auf die historischen Wurzeln wichtiger Liedtexte und -melodien. Es begann als Summchor der allmählich hell aufstrahlenden Preisung "Conquest of Paradise". Die erinnerte an die damals für wichtig erachtete europäische Landnahme des amerikanischen Kontinents. Die Stimmen der auf der Orgelempore stehenden Männer und der Frauen im Altarraum trafen mit ihrem spürbaren Ja zum Dasein die Herzen der Menschen.

"Here I am Lord", das große Bekenntnis, das nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil lebendig blieb, hallte lange nach. Bachs "Air", mit dem Orchester aus menschlichen Stimmen gesummten Klang-Vokalen, Vokalisen, berührte tief. Das Lied "Halleluja" berichtete vom König David, der so herrlich Harfe spielte, aber auch so herrisch die verheiratete schöne Bathseba in seinen Palast holte. Ob Gospel der afroamerikanischen Musiküberlieferung oder deutscher Sang - Kirchenlieder waren es allesamt.

Auch das aus der Geschichte erwachsene "Über sieben Brücken musst du gehen, sieben dunkle Tage überstehen", einst eher randständig in schweren Tagen der früheren DDR aufgenommen. Frohe Nachrichten überbrachten vier deutsche Gospels, die Texte der Evangelien aufnahmen. Eine deutsche Melodie und britische Worte haben das jubelnde "Highland Cathedral" geformt. Die "Rivers of Babylon" wurden von den begeisterten Hörern mitgeklatscht. "Bravo" rief es aus dem Publikum.

Der mit jeder Faser tanzende Chorleiter am Klavier, dessen Klang manchmal von einem Apparat verstärkt, zumeist vom innerlich gleich empfindenden Schlagzeuger Hans-Josef Thelen begleitet, dem überragenden Bass-Solo des Wilhelm Uferkamp in "What a wonderful world" zu einem Höhepunkt im Programm-Zentrum erhoben: Hier leistet "cantemus" Bewundernswertes und Notwendiges. Populär, aber nicht populistisch. Zuletzt "Dankeslieder" für alle zum Mitsingen. Stehende Ovationen!

(RP)
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