Wesel Google knipst Wesels Straßen

Wesel · Kamerafahrzeuge des Internetdienstes Google Street View haben – ohne Ankündigung im Netz – flächendeckend Wesels Straßen fotografiert. Das gefällt längst nicht jedem. Widerspruch gegen die Veröffentlichung ist aber möglich.

Googles lustigste Vorschläge
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Kamerafahrzeuge des Internetdienstes Google Street View haben — ohne Ankündigung im Netz — flächendeckend Wesels Straßen fotografiert. Das gefällt längst nicht jedem. Widerspruch gegen die Veröffentlichung ist aber möglich.

Die Kombis mit dem Google-Schriftzug auf den Türen und den auf den Dächern montierten Fotoapparaten haben in den letzten Tagen in Wesel Aufsehen erregt. Vor allem Nutzer der Internet-Suchmaschine Google wussten sofort Bescheid: Hier sind die Kamerafahrzeuge von Google Street View am Werk.

Doch deren Arbeit, die keiner Genehmigung der Stadt bedarf, ist umstritten. Denn die digitalen Aufnahmen von Straßenansichten sollen über kurz oder lang im Internet auf Google Maps Street View zu sehen sein — ein Stück "Big Brother" rückt näher. Darin sieht so mancher eine große Gefahr.

"Ich möchte nicht, dass man einen Einblick auf mein Privatgrundstück bekommt", sagt beispielsweise der Weseler IT-Unternehmer Tobias Stephan, Mitglied der Piraten-Partei. Er hat ein Google-Fahrzeug auf der Brandstraße in der Weseler Innenstadt geknipst, ein Parteifreund eines in Ginderich.

"Sondergenehmigung nicht nötig"

"Gefährlich ist an der Sache, dass sich Kriminelle über das Internet Häuser und deren Umgebung ansehen und entsprechende Pläne schmieden können. Stehen dort Autos, wie sehen die Häuser aus? Google setzt sich damit über Recht und Gesetz hinweg", sagt Stephan. Das Problem sei, dass viele Leute die Dimension noch nicht begriffen hätten. Tatsächlich finden es viele Internet-Nutzer durchaus interessant, auf der Google-Map-Seite mit Hilfe eines orangefarbenen Männleins zum Beispiel über die Pariser Champs-Elysee zu flanieren.

Virtuelle Spaziergänge durch die Straßen deutscher Städte sind bislang noch nicht möglich. Gleichwohl haben die von Google beauftragten Dienstleister schon 2008 mit den nötigen Aufnahmen in den Ballungsgebieten begonnen. Eine aktuelle Liste der geplanten Kamerafahrten kann unter http://maps.google.com/help/maps/streetveiw/faq.html#q9 aufgerufen werden. Seltsam dabei nur, dass Wesel auf der Liste nicht auftaucht, obwohl die Autos hier schon mehrfach gesichtet wurden.

"Bislang sind nur Großstädte verzeichnet, aber keine Kreisstädte und kleineren Orte", erklärt Kay Oberbeck, Sprecher von Google in Hamburg. Er bestätigt auf Anfrage, dass in Wesel flächendeckend Fotos gemacht wurden. "Eine Sondergenehmigung benötigen wir nicht dazu, weil der Verkehr nicht gefährdet wird und nur Bilder von öffentlichen Straßen gemacht werden — alles ganz legal", sagt er.

Übrigens: Wer verhindern möchte, dass ein Bild von ihm, seinem Haus oder seinem Auto im Internet erscheint, kann der Veröffentlichung widersprechen. Wie die Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit NRW mitteilt, haben die Datenschutzbehörden der Länder einen Beschluss zur rechtlichen Bewertungen von digitalen Straßenansichten im Internet gefasst.

Google habe unter anderem zugesagt, Widersprüche Betroffener auch schon vor der Veröffentlichung zu berücksichtigen, indem Bilder (Kennzeichen, Gesichter) unkenntlich gemacht werden

Ob die Vorgaben durch Google eingehalten werden, kontrolliert der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit. Einen Zeitpunkt, wann Googles Street View in Deutschland an den Start geht, kann Oberbeck nicht nennen. "Wir sind erstmal damit beschäftigt, das gute Wetter auszunutzen, um so viele Aufnahmen wie möglich zu machen."

(RP)
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