Wesel Großereignis im Glanz des Doms

Wesel · Der Gottesdienst war der Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen anlässlich des 475. Kirchen-Geburtstags.

"Wir feiern heute nicht nur das Osterfest, sondern auch gleichzeitig ein historisches Großereignis", sagte Pfarrer Albrecht Holthuis eingangs, um den Gottesdienst anlässlich des 475-jährigen Bestehens der evangelischen Kirchengemeinde in Wesel zu eröffnen.

Und dieses Kirchen-Fest lebte durch viel Musik, ein aufwendiges Abendmahl und hochrangige Gäste. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten, die auf die Reformation in Wesel 1540 zurückgehen, stand auch die Ökumene. Feierlich und repräsentativ begleiteten der Bläserchor Wesel, der Synodale Bläserkreis Wesel und die Dom-Kantorei den Gottesdienst.

In der Predigt sprach Präses Manfred Rekowski vom Abendmahl, um dessen Gestalt es so viel Streit gegeben hätte, dass man gänzlich vergessen habe, dass es eigentlich ein Gemeinschaftsmahl seien soll. "Rom, Genf, Wittenberg und Wesel - eigentlich eine tolle Reihe, wenn man von der Reformation spricht." Um die Streitigkeiten zu relativieren, formulierte der Präses drei Gedanken: 1. "Wir sind Gäste, nicht Gastgeber und über die Tischregeln entscheidet der Gastgeber, in unserem Fall Jesus.

Im Laufe der Jahre hat man sich angemaßt, Regeln in seinem Namen zu verkünden und so seinen Willen verstümmelt." 2. "Wer sich einladen lässt, befindet sich immer in gemischter Gesellschaft. Jesus schafft eine Gemeinschaft, zu der es keine Einlassbedingungen gibt." und 3. "Am Ende von Trennung und Schuld steht ein Doppelpunkt: Wir können durch das Miteinander der Konfessionen eine positive Konsequenz ziehen. Wir dürfen das Tischtuch, auf dem Brot und Wein stehen, nicht zerschneiden."

In diesem Sinne wurden zur Teilnahme am Abendmahl ausdrücklich sämtliche Gäste aller Konfessionen eingeladen. Und wie bei einem guten Gastgeber kamen Brot und Wein "zu Tisch", in diesem Fall in die Kirchenbank. Nach einigem Planungsaufwand (RP berichtete) fanden 20 Kelche mit Wein und 20 Teller mit Brot ihren Weg zu den Gläubigen, damit diese das Abendmahl in "beiderlei Gestalt" empfangen konnten. 1540 waren bei diesem Abendmahl 1200 Menschen dabei und wie viele waren es 2015? "Ich schätze, um die 600 Menschen haben heute ihren Weg hergefunden", sagte Pfarrerin Sarah Brödenfeld.

Nach dem Gottesdienst sprachen Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, Stefan Sühling, Kreisdechant der katholischen Kirche, und Thomas Brödenfeld vom Kirchenkreis Wesel einige Grußworte. Die Bürgermeisterin rekapitulierte kurz die Ereignisse in Wesel in den Jahren 1521-1540 und betonte die Bedeutung des damaligen Stadtrats unter Bürgermeister Wessel von Bert, der der Reformation in Wesel den Weg ebnete. Davon zeuge noch heute eine Inschrift im Rathaus. "Dass ich hier heute Grußworte überbringe, ist etwas pikant", sagte Stefan Sühling, der im Namen der katholischen Schwestern-Gemeinde St. Nikolaus gratulierte. "Deswegen will ich nicht zurückschauen, sondern die Ereignisse aus heutiger Sicht beurteilen und bin dankbar für die reformatorischen Impulse, also auf die Zeichen der Zeit und hinzuhören, was dran ist." Thomas Brödenfeld warnte davor, "verklärend zurückzuschauen" und forderte, den Blick nach vorne zu richten: "Da sehe ich eine funktionierende Ökumene in der Stadt Wesel."

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde die Ausstellung im Dom eröffnet, die interessante Exponate und Dokumente der Gemeinde zeigt, darunter eine 500 Jahre alte Bibel und Brotteller und Kelche aus dem 17. Jahrhundert. Auch Präses Rekowski ließ sich einige Dokumente erläutern und trug sich dann mit dem Spruch "Gott segne alle Menschen, die hier ein- und ausgehen" in das Kirchenbuch ein. Außerdem lag die neue Gemeindekonzeption aus, die, so Pfarrer Albrecht Holthuis, "für die nächsten Jahre wegweisend sein soll".

Weitere Programmpunkte anlässlich der Feierlichkeiten wie Musik und Kabarett können der Homepage der Gemeinde unter www.kirche-wesel.de entnommen werden. Im Vorverkauf gibt es vergünstigte Karten zu den Veranstaltungen im Lutherhaus und in allen Gemeindezentren.

(RP)
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