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Hamminkeln Grünes Licht für van Nahmens Baupläne

Hamminkeln · Rat und Planungsausschuss sollen der Betriebserweiterung mit dem Umbau der Produktionshalle und Neubau der Lagerhalle im Hamminkelner Ortskern zustimmen. Die von Anwohnern geforderte Auslagerung der Obstkelterei ist nicht realisierbar.

Was in alten Dorfstrukturen machbar gewesen wäre, kann in Zeiten des sich schnell entwickelnden Ortes zu Konflikten führen. Das hat Hamminkelns renommierter Saftladen van Nahmen in der Bürgeranhörung erfahren, bei der die Erweiterung und Modernisierung des in diesem Jahr 100 Jahre alt werdenden Betriebs umstrittenes Thema war. Anwohner waren samt Rechtsanwalt in die Debatte um die Umbauten am Traditionsstandort Diersfordter Straße mit deutlichen Forderungen eingestiegen. Die gingen so weit, den Betrieb auszulagern. So weit wird es nicht kommen, sowohl wegen fehlender Alternativflächen als auch aus finanziellen Gründen. Die Bauverwaltung hat Kritik und Anregungen bewertet und schlägt nun Planungsausschuss wie Rat vor, den sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan "Obstkelterei" zu beschließen und - formal nötig - öffentlich auszulegen.

Der jetzige Standort ist von drei Seiten von Wohnbebauung umgeben. Besonderheit ist, dass die Firmeneinfahrt entlang bestehender Wohnhäuser liegt, was historische Gründe hat. Die würden von alter An- und neuer Ausfahrt umschlungen, was nun durch Grünflächen und Schaugarten abgemildert werden soll. Stück für Stück wurde schon der alte Standort in den letzten Jahren verbessert, zu seiner Sicherung sollen Betriebsteile umgebaut und saniert werden. Eine Komplettverlagerung würde 5,8 Millionen Mehrkosten bedeuten - "diese sind nach Angabe des Betriebes wirtschaftlich nicht tragbar", so die Stadt. Eine geeignete andere Fläche, etwa im Gewerbegebiet an der Autobahn, gebe es nicht. Ein Gutachten habe gezeigt, dass der Betrieb am Standort "tragfähig" sei. Fazit der Stadt: "Der langfristigen Standortsicherung des Betriebes wird Vorrang eingeräumt vor einer städtebaulich wünschenswerten Verlagerung." Fördergelder vom Land für eine Auslagerung würde es außerdem nicht geben.

Weiterer Knackpunkt der Kritiker ist die Verkehrsbelastung. Van Nahmen will außenliegende Lager sowie die Etikettierung an der Diersfordter Straße konzentrieren und dadurch Fahrten einsparen. Anwohner fürchten dort mehr Lkw-Verkehr, der zusammen mit dem Schulbusverkehr zu Gesamt- und Realschule erhebliche Belastung bedeuten würde - besonders in Zeiten der Obstkampagne. In dieser Zeit ist täglich mit acht bis zwölf Lkw und zehn bis zwölf Traktoren mit Anhänger zu rechnen. Die Zahl der Anlieferungen mit privaten Autos beläuft sich auf 120 bis 150. In normalen Zeiten reduziert sich dies gewaltig, während der Lastverkehr gleich bleibt. In der Summe wird von der Stadt selbst bei einer Produktionssteigerung kein höheres Verkehrsaufkommen durch die Erweiterung erwartet. In Zahlen: Bei 220 Arbeitstagen entfallen künftig acht Lkw-Fahrten je Tag - eher mehr.

Wie entwickelt sich der Verkehr an der Diersfordter Straße? Die Stadt Hamminkeln hat zählen lassen, und das Ergebnis ist eindeutig. Selbst das "Worst-Case"-Szenario (2.612 Fahrzeuge als Spitzenbelastung) führe demnach "längst nicht zu einer Verkehrsauslastung der Straße". Selbst beim mittelfristigen Ausbau des Schulzentrums sei die Leistungsfähigkeit der Diersfordter Straße ausreichend und die Verkehrssicherheit nicht gemindert. Dennoch steht die Beantwortung der Frage aus, wie sich der Verkehr künftig im Ortskern insgesamt lenken lässt. Das Thema Westtangente geistert zwar immer wieder durch die Debatte, eine Realisierungschance gibt es aber nicht. Das längst angekündigte Verkehrsgutachten mit Lenkungsvorschlägen steht aber aus. Und damit die Antwort, ob es eine Alternative zur Tangente mit Blick aufs Schulzentrum gibt.

(RP)
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