Wesel Grünschnitt-Gebühr ärgert die Kunden

Wesel · Der Vorschlag des ASG, ab Januar drei Euro pro Kunde zu kassieren, der Grünschnitt zum Wertstoffhof bringt, sorgt für reichlich Verdruss. ASG möchte mit "Regelungsgebühr" Leute stoppen, die mehrfach täglich Kleinstmengen abliefern.

 Monika de Mür (M.) bringt Laub von städtischen Eichen zum Betriebshof. Sie sagt: "Wenn ich überlege, dass ich dafür künftig noch zahlen soll, krieg ich einen Hals."

Monika de Mür (M.) bringt Laub von städtischen Eichen zum Betriebshof. Sie sagt: "Wenn ich überlege, dass ich dafür künftig noch zahlen soll, krieg ich einen Hals."

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Die Absicht des städtischen Betriebs ASG, ab Januar von jedem Bürger, der seine Gartenabfälle zum Wertstoffhof bringt, drei Euro pro Fuhre zu kassieren, war gestern das beherrschende Thema an der Grünschnittannahmestelle. "Ich hab's in der RP gelesen - so etwas nennt man Abzocke", ärgert sich Günter Schmitz aus Blumenkamp, der im Durchschnitt fast zwei Mal pro Woche Grünschnitt zur Werner-von-Siemens-Straße bringt. Die Neuregelung, die im Betriebsaussschuss von der Politik diskutiert wird und über die der Rat im Dezember abstimmen soll, würde ihn also rund 300 Euro im Jahr kosten. "Unzumutbar ist das", findet er.

 Sowohl Antonia Nühlen, als auch Günter Schmitz haben große Gärten und fahren oft zur ASG-Grünschnittannahmestelle. Die Pläne des städtischen Betriebes, künftig drei Euro pro Anlieferung zu zahlen, finden beide "nicht angemessen".

Sowohl Antonia Nühlen, als auch Günter Schmitz haben große Gärten und fahren oft zur ASG-Grünschnittannahmestelle. Die Pläne des städtischen Betriebes, künftig drei Euro pro Anlieferung zu zahlen, finden beide "nicht angemessen".

Foto: Malz

Das sieht auch Antonia Nühlen so, die aus ihrem Kleinwagen mit den umgeklappten Rücksitzen fünf blaue Müllsäcke wuchtet. "Ich finde die Sache mit den drei Euro überhaupt nicht gut", sagt die Rentnerin, die bereits eine Biotonne und zwei Komposter hat. Doch weil sie einen 1200 Quadratmeter großen Garten pflegt, bleibt ihr gar nichts anderes übrig, als immer mal wieder von Büderich zum Betriebshof zu fahren. "Ich kenne den Jürgen Linz von der CDU. Bei nächster Gelegenheit werde ich ihn zusammen mit anderen ansprechen, dass er da etwas gegen unternimmt."

ASG-Chef Ulrich Streich, den die RP wenig später in seinem Büro besucht und mit dem Ärger der Kunden konfrontiert, bleibt gelassen. "Natürlich habe ich für die Reaktionen Verständnis. Es gibt übrigens auch Kunden, die uns verstehen. Aber wir haben das Problem, dass manche mehrmals am Tag Grünschnitt bringen, was zu Staus führt." Warum das so ist, kann er nicht sagen. "Da müsste ich spekulieren - das will ich nicht." Das Argument vieler Kritiker, dass es ASG nur um zusätzliche Einnahmen gehe, lässt Streich nicht gelten. "Die drei Euro für maximal 500 Liter Grünschnitt sind eine Regelungsgebühr", sagt er.

Offiziell hat der ASG also keine Erklärung für den massiven Anstieg der Anlieferzahlen in diesem Jahr (plus 21 Prozent gegenüber 2013). ASG-Mitarbeiter Jörg Bolland, der an der Wertstoffhof-Einfahrt Tag für Tag Hunderte Anlieferer kontrolliert ("Was haben Sie im Kofferraum?"), glaubt allerdings zu wissen, warum es immer öfter zu Wartezeiten kommt. "Wir haben hier vor allem Rentner mit viel Zeit und offensichtlich Langeweile, die - ungelogen - jeden Tag kommen. Auch samstags." Manche kämen sogar mehrmals täglich vorbei und hätten dann "lediglich einen vollen Auffangkorb ihres Rasenmähers dabei".

Zu den besagten Rentnern mit viel Zeit gehört Monika de Mür ganz sicher nicht. Langeweile hat sie gewiss keine. Und gerade jetzt ist sie oft damit beschäftigt, das Laub der städtischen Eichen, das der Wind in ihren Vorgarten am Schepersweg bläst, aufzuheben und zum ASG zu bringen. "Wenn ich überlege, dass ich künftig auch noch dafür zahlen soll, wenn ich das Laub wegmache, kriege ich wirklich einen Hals."

(RP)
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