Wesel Hamminkeln boomt bei Auslandsgästen

Wesel · 144 Prozent Übernachtungsplus bei Gästen aus dem Ausland in Hamminkeln. Die neuen Tourismuszahlen des Landes NRW lassen staunen. Ortsansässige Betriebe erklären den Bettenboom mit einem Plus an Geschäftsreisen.

Hamminkeln/Wesel/Schermbeck/Hünxe Keine Stadt im Kreis Wesel erfährt bei ausländischen Übernachtungsgästen einen solchen Boom wie das kleine Städtchen Hamminkeln direkt an der Grenze zum Münsterland. Die neuen Tourismuszahlen des Landes, gestern durch die Statistikabteilung IT NRW bereitgestellt, lassen aufhorchen: Im Jahr 2017 gab es in Hamminkeln 53.626 Gästeübernachtungen (+32,5 Prozent), 8723 dieser Übernachtungen erfolgten von Gästen aus dem Ausland (+144,3 Prozent).

19.372 Gästeankünfte gab es insgesamt. Auffällig auch: Die mittlere Aufenthaltsdauer aller Gäste in Tagen ist von 2,1 auf 2,8 gestiegen, bei ausländischen Gästen gar von 2,6 auf 5,7 Tage. Die Zahl der angebotenen Betten in Hamminkeln wiederum war mit 308 (2016: 301) nahezu konstant.

Bei der Hamminkelner Stadtverwaltung sorgten die Zahlen für Verwunderung: Thomas Michaelis, bei der Stadt zuständig für Tourismusförderung, kann sich den Anstieg nur mit der Zahl der Zuwanderer erklären. Die Stadt hatte wohl mehr Flüchtlinge, als sie nach dem Verteilungsschlüssel hätte aufnehmen sollen. "Ich wüsste keine Attraktion in der Stadt, die besonders ausländische Gäste anlocken würde", sagte er. Seine einzige Erklärung ist, dass die Flüchtlinge oder ihre Angehörigen sich vermehrt in die Hotels der Stadt eingebucht haben und dies den enormen Anstieg in den Übernachtungszahlen erklärt.

Möglicherweise gibt es aber auch eine andere Begründung für den Boom. Die neuen Zahlen wären demnach ein Beweis für die Globalisierung in der Geschäftswelt, für zunehmende Handelsbeziehungen des Niederrheins mit ausländischen Unternehmen. Heike Heesen, Inhaberin des Hotels "Hasen Hein" in Hamminkeln, registriert in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme an Geschäftsreisen, besonders von Kaufleuten aus dem Ausland. Oft würden Händler aus Pakistan oder Afghanistan mit Stoffen kommen. Nicht nur Hamminkelner Firmen würden aufgesucht, auch größere Unternehmen aus Bocholt und Wesel seien das Ziel dieser Kaufleute. Station machen sie in Hamminkeln. "Wir fragen natürlich nicht jedes Mal nach den Gründen, warum Geschäftsleute bei uns übernachten. Aber ein Trend zu mehr Geschäftsleuten aus dem Ausland lässt sich sicherlich feststellen", sagt Heike Heesen. Neben "Hasen Hein" gibt es in Hamminkeln noch die Hotels "Zuhause bei Hoffmann" und den "Marienthaler Gasthof".

Der Kreis Wesel insgesamt kam 2017 auf genau 771.233 Gäste-Übernachtungen - 6,4 Prozent mehr als noch 2016. 106 Übernachtungsbetriebe gibt es nach aktuellem Stand im Kreis Wesel. "Heimische Hotels und Pensionen erleben seit mehreren Jahren einen kleinen Boom", sagt Hans-Jürgen Hufer, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung Gaststätten Genuss (NGG), die gestern auf die neuen Zahlen aufmerksam machte. Vom Boom würde auch die heimische Gastronomie profitieren.

Wesel kommt auf 176.649 Übernachtungen, 3,7 Prozent mehr als 2016. Die Zahl der ausländischen Übernachtungsgäste sank hier um acht Prozent auf 35.488. Schermbeck kommt auf 74.470 Übernachtungen, ein Plus von 5,7 Prozent. 10.100 Gäste kamen aus dem Ausland, 13,1 Prozent weniger als im Vorjahr. In Hünxe übernachteten im Jahr 2017 insgesamt 10.377 Personen, ein Minus von 4,6 Prozent. 1 916 Gäste kamen aus dem Ausland, ein Minus von 26,0 Prozent.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort