Wesel Hilfseinsatz in Kamerun

Wesel · Dr. Hans-Martin Mittag, Oberarzt am Ev. Krankenhaus, fliegt Anfang Januar nach Afrika. In einem Krankenhaus in Kamerun unterstützt der Chirurg den Weseler Kollegen Dr. Carsten Kretzschmar, der seit einem Jahr dort operiert.

Je näher der Jahreswechsel rückt, desto mulmiger wird es Dr. Hans-Martin Mittag. Denn im Januar wird der Oberarzt am Ev. Krankenhaus für zwei Wochen nach Kamerun fliegen. Nicht etwa, dass er Flugangst hat, es ist die Ungewissheit, was ihn dort erwartet. Anlass der Reise ist ein freiwilliger humanitärer medizinischer Hilfseinsatz in dem mittelafrikanischen Land. Er wird dort seinen Freund Dr. Carsten Kretzschmar, Medizinerkollege aus dem Ev. Krankenhaus, bei dessen chirurgischer Arbeit im Krankenhaus von Meskine unterstützen.

Die Familie Kretzschmar ist bereits seit einem Jahr in Afrika und schickt per Mail regelmäßig Erfahrungsberichte nach Wesel – vor allem die Kranken- und Genesungsgeschichte des zwölfjährigen Yadi, der mit mehrfachen Darmdurchbrüchen und -entzündungen auf Grund einer schweren Typhusinfektion drei Mal operiert und wochenlang behandelt werden musste. Dem Jungen geht es wieder gut, was zeigt, wie wichtig die Arbeit erfahrener Mediziner dort ist.

Patienten kommen von weit her

In Meskine, Vorort von Maroua, steht das wohl bekannteste Krankenhaus Nordkameruns. Kranke nehmen eine zum Teil sehr weite Reise auf sich, um sich dort behandeln zu lassen, kommen unter anderem aus den benachbarten Staaten Tschad und Nigeria oder dem weiter entfernten Sudan.

Natürlich ist die Einrichtung nicht annähernd mit einem Krankenhaus in Deutschland vergleichbar. Es handelt sich nur um eine einfache Hütte, in der unter widrigen Bedingungen geheilt werden muss. Schlechte hygienische Bedingungen und unzuverlässige Technik erschweren die Gesundheitsversorgung. Immer wieder zwingt Stromausfall das OP-Team in die Knie. Der Dieselgenerator versagt, weil kein Treibstoff mehr da ist oder ein Defekt vorliegt.

"Wenn das Licht ausfällt, muss halt mit der Taschenlampe im Mund weiter operiert werden", weiß Dr. Mittag aus Berichten seines Freundes. Da kann ein Eingriff, der dem erfahrenen Chirurgen eigentlich leicht von der Hand geht, schon mal zum großen Abenteuer werden. Daher würde Dr. Mittag auf dem Flug nach Afrika gern einen Elektromotor im Gepäck haben. Aber der kostet rund 12 000 Euro. Da er als Privatmann fliegt und keine Organisation dahinter steht, ist ein solcher Betrag nicht allein finanzierbar.

"Mit solch einem Motor können chirurgische Eingriffe viel sicherer und präziser durchgeführt werden. Besonders die empfindlichen Bohrer und Fräsen für Knochen-OPs funktionieren nur, wenn sie reibungslos angetrieben werden", so der Oberarzt. Weiterer Vorteil ist, dass die Eingriffe weniger lang dauern. "Dadurch könnten mehr Patienten behandelt und das Risiko einer Wundinfektion, das in Afrika deutlich höher ist, könnte reduziert werden", so der Mediziner.

Dass das Krankenhaus von der Kameruner Regierung Hilfe bekommt, ist unwahrscheinlich. Nur drei Prozent der Staatsausgaben gehen ins Gesundheitswesen. Deshalb versucht Dr. Mittag, möglichst viele Spender und Sponsoren für sein Projekt zu gewinnen, damit er seinen Dienst nicht mit ganz viel Isolierband zum Beheben von Wackelkontakten antreten muss.

(RP)
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