Wesel HIV-Prozess am Welt-Aids-Tag geplatzt

Wesel · Ausgerechnet am Welt-Aids-Tag sollte sich gestern ein HIV-Infizierter wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Weseler Schöffengericht verantworten. Absichtlich, so der Vorsitzende, sei die Verhandlung nicht so terminiert worden. Gleichwohl sorgte die Parallele für Gesprächsstoff im dünn besetzten Saal. Die Hauptverhandlung platze, denn der Angeklagte war nicht erschienen.

Der Mann soll sich in Duisburg aufhalten und wird jetzt per Haftbefehl gesucht. Vor März 2011, so der Richter, werde es vermutlich nicht zum neuen Anlauf kommen. Angeklagt ist ein Schwarzafrikaner (36), der seit 2004 in Deutschland lebt. Er soll von seiner HIV-Infektion gewusst haben und trotzdem regelmäßig ungeschützt (ohne Kondom) mit seiner Freundin geschlechtlich verkehrt haben. Daraus resultierte auch ein im April diesen Jahres geborenes Kind.

Gefährliche Körperverletzung

Neu infiziert sei zwar keiner, sagte der Richter, aber der Angeklagte wusste es eben und habe dies auch bei der polizeilichen Vernehmung eingeräumt. Zur Anzeige kam der Fall über die Ausländerbehörde des Kreises Wesel. Die hatte sich unter anderem wegen illegalen Aufenthalts mit dem Mann befasst, der zunächst angegeben hatte, Liberianer zu sein, aktuell aber als Nigerianer gilt. Über Nachfragen der Behörde beim zuständigen Bundesamt kam auch ein Befund der Uni-Klinik Essen über die HIV-Infektion ans Licht. Vor dem Schöffengericht Wesel landete der Fall, weil der Angeklagte seinerzeit in Hamminkeln lebte und die Falschaussagen beim Kreis Wesel gemacht wurden. Mit dem Kind, so der Staatsanwalt, habe sich der Mann "seine Aufenthaltsgenehmigung selbst gemacht".

Weiss zur Entwicklungspolitik

Zum Welt-Aids-Tag äußerten sich übrigens auch CDU-Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss aus Dinslaken und Dr. Christian Ruck, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sie machen sich dafür stark, dass die deutsche Entwicklungspolitik zur Bekämpfung von Aids konsequent fortgesetzt wird.

(RP)
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