Wesel Holocaust-Gedenken: KDG-Schüler rücken Deportation in den Fokus

Wesel · Am Samstag, 27. Januar, wird im Willibrordi-Dom der Auschwitz-Befreiung gedacht. Weit über 100 junge Leute des Konrad-Duden-Gymnasiums haben an der Vorbereitung des Programms mitgewirkt.

 Flora Hübert und Nico Steger mit dem symbolischen Koffer für das Thema Juden-Deportation

Flora Hübert und Nico Steger mit dem symbolischen Koffer für das Thema Juden-Deportation

Foto: Fritz Schubert

1933 lebten in Wesel 152 Menschen jüdischen Glaubens. Zehn Jahre später kein Einziger mehr. Manchen war die Auswanderung oder Flucht in die Sicherheit gelungen. Viele aber teilten das Schicksal Millionen anderer Juden und Opfer des NS-Regimes und wurden ermordet. Zwei Daten stehen auch in der Weseler Erinnerungskultur für jene Epoche: die Pogromnacht vom 11. November 1938 und die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, die sich am Samstag, 27. Januar, zum 73. Mal jährt. Zum Gedenken gibt es ab 14 Uhr eine Veranstaltung im Willibrordi-Dom, die diesmal von jungen Leuten des Konrad-Duden-Gymnasiums (KDG) gestaltet wird.

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp sowie Wolfgang Jung und Paul Borgardts vom Jüdisch-Christlichen Freundeskreis Wesel zollten bei der Vorstellung des Programms gestern dem Engagement aller weiterführenden Schulen der Stadt Respekt. Sie wechseln sich bekanntlich jährlich mit der Organisation des Gedenkens ab. So kommen ganze Schülergenerationen mit dem Thema in Berührung. Weit über 100 Mädchen und Jungen des KDG, so Schulleiterin Karen Schneider, haben fachübergreifend an der Vorbereitung mitgearbeitet. Gut 50, darunter die Mitglieder des Orchesters, werden am 27. Januar an der Veranstaltung aktiv mitwirken. Schwerpunkt ist die Deportation. Gedanken, Hoffnungen und Ängste der Betroffenen sollen vermittelt werden. Geschichtslehrer Ralf Kreuziger zeigte dazu einen 100 Jahre alten Koffer, der symbolisch eine durchgängige Rolle spielen wird.

Flora Hübert (14) und Nico Steger (17) berichteten von zwei Kernpunkten. So wurde zum einen im Stadtarchiv nach Texten gesucht, deren Vortrag die Empfindungen der Deportierten zum Ausdruck bringen. Zum anderen haben sich Schüler mit den Wegen von Wesel übers niederländische Lager Westerbork nach Riga befasst. Sie stießen auf die aus Kleve stammende Holocaust-Überlebende Eva Weyl, interviewten sie und machten einen Film, in dem auch die Stolpersteine für aus Wesel über Westerbork deportierte Juden vorkommen.

In der Rolle der Moderatoren und Unterstützer bei den Proben für das Gedenken im Dom sehen sich Pfarrer Christoph Kock für die Hausherrin, die Evangelische Kirchengemeinde Wesel, sowie Pastoralreferent Martin Bußmeier für die Katholische Kirchengemeinde St. Nikolaus Wesel. Im Anschluss wird es einen Lichtergang mit Kranzniederlegung am jüdischen Mahnmal geben. Karen Schneider hält es übrigens für günstig, dass die Feier auf einen Samstag fällt. So hätten auch viele Eltern und andere Interessierte Gelegenheit, teilzunehmen.

(fws)
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