Himmel Und Erde Hungertuch ermutigt zum Dialog mit Andersdenkenden

Wesel · Ich bin, weil du bist" ist ein Sprichwort aus dem südlichen Afrika und Titel des 21. Misereor-Hungertuchs für das Jahr 2017. Es drückt die Vorstellung aus, dass es zum Menschsein dazu gehört, Teil eines Beziehungsnetzes mit Gott, den Mitmenschen und der Natur zu sein. In künstlerisch ansprechender Weise vertieft das Bild diesen Zusammenhang zwischen Umkehr und Solidarität. Das neue Hungertuch lädt ein zum Gespräch darüber, wie Menschen einander näher kommen und miteinander die Zukunft unserer Erde gestalten können.

Himmel Und Erde: Hungertuch ermutigt zum Dialog mit Andersdenkenden
Foto: Malz Ekkehart

Es braucht die Teilhabe aller, um die Krisen der Gegenwart zu bewältigen. Gestaltet wurde das diesjährige Hungertuch von dem nigerianisch-deutschen Künstler Chidi Kwubiri. Der im Jahr 1966 in Umuahia in Nigeria geborene Künstler absolvierte die Düsseldorfer Kunstakademie und lebt heute mit seiner Familie in Pulheim bei Köln. Für das Hungertuch dieses Jahres gestaltete Chidi Kwubiri zwei gleich große Leinwände in leuchtendem Grün und Gelb, die durch einen schmalen Zwischen-Raum Abstand halten und gemeinsam das Hungertuch bilden. Er zeigt zwei Menschen in intensiver Begegnung an einer Grenze, die nicht zerschneidet, sondern Brücke wird: Sie schauen sich an. Sie halten einander. Weder Mann noch Frau: Erst kommt der Mensch und dann das Geschlecht, betont der Künstler.

In vielen Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen katholischer und evangelischer Kirchengemeinden wird in diesen Wochen mit dem Hungertuch von Chidi Kwubiri gearbeitet. Es ist zugleich wie ein Spiegel unserer Zeit. Vom Hungertuch lässt sich nicht sprechen ohne zu erzählen von den Kriegen auf unserer Welt, von überfüllten Flüchtlingsbooten, von dicht gemachten Grenzen und hochgezogenen Mauern. Flucht und die Angst vor Flüchtlingen haben viele Gesichter. Das Hungertuch 2017 fordert einen respektvollen Umgang mit allen Menschen ein, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrem Glauben, ihrem Geschlecht. Es ermutigt zur dringend notwendigen Kooperation mit Anders-Denkenden und zum Dialog auf Augenhöhe mit anderen Religionen und Nicht-Religiösen in einer vielschichtigen Gesellschaft: Ein Hungertuch für alle, die ohne Berührungsängste Spaltungen überwinden und über Gräben springen wollen! Nicht einfach, aber es lohnt sich!

Es ist zugleich eine Absage an alle Populisten und ihre kleingeistigen Bewunderer und Wähler. Die Trumps, Wilders, Le Pens und Petrys werden am Ende mit ihren Bewegungen kläglich scheitern. Die Zukunft aber gehört denen, die mit Chidi Kwubiri sagen: "Ich bin, weil du bist."

THOMAS BRÖDENFELD

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort