Hamminkeln Im Hotel "Haus Elmer" geht der Ofen aus

Hamminkeln · Der Interessent, der das insolvente Hotel und Restaurant in Marienthal übernehmen wollte, hat abgesagt. Sonntag wird abgeschlossen. Es gibt noch ein Fünkchen Hoffnung.

 Elke Zephyr, seit 24 Jahren Zimmerfrau im Hotel, hat noch Hoffnung.

Elke Zephyr, seit 24 Jahren Zimmerfrau im Hotel, hat noch Hoffnung.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

"Haus Elmer" gehört zu Marienthal wie das Kloster. Doch nun läutet das Totenglöcklein für Hotel und Restaurant. Die Betreibergesellschaft ist pleite. Nachdem der letzte ernsthafte Interessent für die Fortführung des traditionsreichen Hauses am späten Dienstagabend abgewunken hat, sieht Insolvenzverwalter Dr. Sebastian Henneke keine Perspektive mehr. Morgen wird Anwältin Uta Wetzel den noch 13 verbliebenen Mitarbeitern auf einer Betriebsversammlung verkünden, dass hier Sonntag zum vorläufig letzen Mal Gäste bewirtet werden. Danach wird abgeschlossen.

 "Ganz, ganz schlimm": Christel Nonn, Anne Beiseke, Monika Schauff und ihr Mann Edgar (hinten) aus Duisburg gönnten sich gestern wieder mal einen Ausflug nach Marienthal und erfuhren dabei vom traurigen Ende für "Haus Elmer".

"Ganz, ganz schlimm": Christel Nonn, Anne Beiseke, Monika Schauff und ihr Mann Edgar (hinten) aus Duisburg gönnten sich gestern wieder mal einen Ausflug nach Marienthal und erfuhren dabei vom traurigen Ende für "Haus Elmer".

Foto: Malz

Trortzdem glaubt Angelika Patt von der Besitzergesellschaft Marienthaler Immobilien GmbH, dass es noch eine Lösung geben kann. Sie gehe als ursprünglich "stille Teilhaberin nun in Verantwortung" und verhandele mit "zwei weiteren Interessenten vom Fach". Doch daran, dass hier Montag zwangsläufig "Betriebsferien" beginnen, wie sie es nennt, ändert das nichts mehr.

 Jürgen Koch ist seit vielen Jahren Stammgast im Hotel Haus Elmer. Gestern an seinem 76. Geburtstag buchte er wie immer das Turmzimmer A.

Jürgen Koch ist seit vielen Jahren Stammgast im Hotel Haus Elmer. Gestern an seinem 76. Geburtstag buchte er wie immer das Turmzimmer A.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Bis dahin läuft der Service wie gewohnt. Ein lobender Leserbrief, der sich über die "zuvorkommende Bedienung" und die "warme Atmosphäre" bei seinem Restaurant-Besuch" über Ostern bedankt, ist im Schaukasten auf dem gestern Mittag fast leeren Parkplatz ausgehängt. Der Zuspruch tut offenbar gut. Auf dem Weg ins Hotel öffnet sich die Flügeltür automatisch. Die Rezeption ist nicht besetzt. Auf einem Ständer liegt das Gästebuch. Die aufgeschlagene Seite zeigt ein Foto von Bundespräsident Joachim Gauck, der sich hier im vorigen Frühjahr eingetragen hat, als er sich als designierter Kandidat fürs höchste Staatsamt der NRW-CDU vorgestellt und das Hotel in die Tagesschau gebracht hat.

Nach dem Klingeln erscheint ein freundlicher junger Mann. Niels Leyendecker (23) wird sein nahes Ausbildungsende als Hotelfachmann hier nicht erleben. Die Hoffnung, im Haus Elmer übernommen zu werden, hat er begraben. Nun setzt er darauf, dass es mit Schloss Gartrop was wird. Zimmerfrau Elke Zephyr (50) hat noch nicht resigniert. "Es sieht nicht gut aus. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt die Brünerin, die seit 24 Jahren Dienst tut in dem Haus, das ihr ans Herz gewachsen ist. "Noch sind wir da und tun das, was wir tun können", sagt sie mit entschlossenem Lächeln.

"Es ist traurig, was hier passiert, bitter für den ganzen Ort", sagt Jürgen Koch (76) aus Mülheim, seit 20 Jahren regelmäßiger Gast im Hotel. Früher ist der pensionierte Elektroingenieur immer mit seiner inzwischen verstorbenen Frau hier gewesen. Gestern hat er sich allein ins plüschig-heimelige "Turmzimmer A" einquartiert, um an seinem Geburtstag Musik zu hören und sich "an die vielen schönen Tage zu erinnern, die ich hier verbracht habe".

"Ganz, ganz schlimm." Monika Schauff aus Duisburg, die gestern mit Mann Edgar und zwei Freundinnen wieder mal "diesen herrlich malerischen Ort" besucht, ist entsetzt über das nahe Ende des Gasthofes, in dem die Gruppe zu Mittag essen möchte. Einen Tisch vorbestellen müssen sie nicht.

Karl-Heinz Elmer (67), der Hotel und Restaurant (175 Jahre im Familienbesitz) 2011 an die Marienthaler Immobilien GmbH verkauft hat, tun die Mitarbeiter leid, "die großteils lange hier sind und sich mit dem Haus identifizieren". Auch Marienthal stehe das geschlossene Hotel nicht gut zu Gesicht. Im Kloster nebenan öffnet Bruder Manfred die Pforte. Sagen will er lieber nichts.

(RP/rl)
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