Schermbeck In der Ahnenfolge der Skurrilen

Schermbeck · Der Schermbecker Dichter Gustav Sack kommt im Haus Nottbeck in Oelde-Stromberg jetzt zu besonderen Ehren: Ausstellung "Enfant terrible und Mythos der Moderne" mit einer Lesung des Schauspielers Claude-Oliver Rudolph eröffnet.

Eine Ausstellung im "Museum für Westfälische Literatur Haus Nottbeck" in Oelde-Stromberg: ein schöneres vorgezogenes Geschenk zu seinem 125. Geburtstag am 28. Oktober hätte sich Schermbecks Dichter Gustav Sack zu Lebzeiten nicht erträumen können. Zur Eröffnung der Schau "Enfant terrible und Mythos der Moderne" begrüßte Prof. Walter Gödden (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) auch eine etwa 20-köpfige Schermbecker Delegation.

Antibürgerlich-existentialistisch

In seinem Einführungsvortrag machte Gödden auf Sacks literarische Bedeutung aufmerksam. Sein Werk stehe in der Ahnenfolge der "mächtigen Skurrilen" von Wilhelm Raabe zu Franz Kafka. Neben Hatzfelds "Franziskus" werde Gustav Sacks Roman "Ein verbummelter Student" als "der westfälische Roman des 20. Jahrhunderts schlechthin" verehrt. "Die experimentell-moderne literarische Haltung des Schermbecker Dichters und seine antibürgerlich-existentialistischen Lebensweisen wirkten auf seine Zeitgenossen faszinierend", stellt Gödden fest.

Die Führung übernahm der Schermbecker Literaturwissenschaftler Steffen Stadthaus, der eine – allerdings anders gestaltete – Ausstellung bereits im Rahmen der "Local Heroes"-Woche im Schermbecker Heimatmuseum organisiert hatte und damals viel Lob von Fritz Pleitgen (Ruhr 2010) erntete.

Die Raumgestaltung im Haus Nottbeck stammt von Svenja Limke (Münster). Sie ließ sich vom Leben des Dichters und des Umgangs mit seinem Nachlass leiten. Einen Teil seines Lebens hat der im Alter von 31 Jahren an der rumänischen Kriegsfront in Rumänien gefallene Dichter in vielen Schützengräben verbracht. Zum Notieren von Gedanken benutzte er auch schon vergilbtes Papier. Der gesamte Ausstellungsraum (inklusive Fenster) wurde mit Packpapier tapeziert; schwaches künstliches Licht erweckt eine leicht schummerige Atmosphäre. In Augenhöhe kann man die mit Bildern und Dokumenten belegten Lebensstationen des Dichters verfolgen. Parallel zu diesem Streifen sind jeweils Werkauszüge gesetzt worden. Ein dritter paralleler Zeitstrahl ergänzt die jeweiligen politischen und kulturellen Rahmenbedingungen. Es gibt einen Kurzfilm zu Gustav Sack. Hörstationen und Mediensäulen bieten weiteren Zugang.

Die Ausstellung bleibt bis 9. Januar in Oelde. Ab Mai kommt sie ins Düsseldorfer Heine-Institut.

(RP)
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