Niederrhein In der Manege beim großen Familienfest

Niederrhein · Die Besucher beim Weltkindertag im Duisburger Innenhafen ließen sich vom grauen Wetter nicht abschrecken. Sie drängten sich vor den Ständen zum Basteln und Kinderschminken. Ein Kinderzirkus begeisterte die Zuschauer.

 Ein halbes Jahr lang üben die Kinder im Verein "Bewegtes Zentrum" Fertigkeiten ein, die sie für einen Auftritt in der Manege brauchen. Dann beginnt das eigentliche Training für eine artistische Einlage. Es dauert einen weiteren Monat.

Ein halbes Jahr lang üben die Kinder im Verein "Bewegtes Zentrum" Fertigkeiten ein, die sie für einen Auftritt in der Manege brauchen. Dann beginnt das eigentliche Training für eine artistische Einlage. Es dauert einen weiteren Monat.

Foto: Andreas Probst

Mittelalterliche Prinzessinnen, Fabelwesen und Kinder mit bunt geschminkten Tiergesichtern stehen und sitzen im Halbkreis. Der Vorhang geht auf, Mädchen in glitzernden Oberteilen und schwarzen Hosen betreten den Kreis und turnen unter Beifall, vom Publikum umringt.

Über viel Andrang an der Manege freute sich der Verein "Bewegtes Zentrum" beim Duisburger Fest zum Weltkindertag im Innenhafen. Mit einer Zirkus- und Einradshow begeisterte der Kinderzirkus die Zuschauer. Die Kinder und Jugendlichen balancierten auf Kugeln und Walzen, zeigten Akrobatik auf dem Boden und in der Schwebe, brausten kunstvoll auf dem Einrad durch die Manege bei der großen Vorführung. Das Programm hatten die jungen Artisten selbst zusammengestellt, sagte Richard Scholl, Zirkustrainer des Vereins.

 Was für ein Kochtopf! Hier gibt's Gemüsesuppe. Die Preise waren familienfreundlich.

Was für ein Kochtopf! Hier gibt's Gemüsesuppe. Die Preise waren familienfreundlich.

Foto: Andreas Probst

Hinter der Vorführung steckt viel Arbeit. Schon bevor sie die erste Zirkusnummer einstudieren, üben die Kinder verschiedene Fertigkeiten ein. Ein halbes Jahr nehmen sie sich dazu Zeit. "Dabei ist die Lerndauer bei den Kindern ganz unterschiedlich - manche bringen bessere Körperbeherrschung im Vorfeld mit, manche brauchen etwas länger Anlauf", sagt der Trainer.

Um dann eine Zirkusnummer einzustudieren, brauchen die Kinder und Jugendlichen noch einmal einen Monat. Dazu sind sie je zwei Stunden lang im Verein und üben zusätzlich fleißig zu Hause. Scholl achtet darauf, dass jedes Kind einen passenden Platz in der Show findet. Unter den 120 Mitgliedern im Verein sind rund 80 Kinder, berichtet der Zirkustrainer. "Wir organisieren das Training in kleineren Gruppen und achten darauf, dass die Kurse nicht zu voll werden", sagt er.

 Ein Feuerschlucker faszinierte die Zuschauer.

Ein Feuerschlucker faszinierte die Zuschauer.

Foto: Andreas Probst

Die Mühe lohnt sich. Das Ergebnis beim großen Auftritt konnte sich sehen lassen. Auf zwei Bühnen wurde getanzt und gesungen, für ein paar Augenblicke lugte zwischen den grauen Wolken sogar die Sonne hervor. "Im vergangenen Jahr war es etwas voller", sagte Karin Jakowatz. Dennoch habe sie das Fest in diesem Jahr als deutlich angenehmer empfunden, weil man die Kinder im Blick habe.

Obwohl der Ansturm nicht so groß war wie im Vorjahr, bildeten sich vor einigen Ständen lange Schlangen. Die Preise beim Fest waren durchaus familienfreundlich - für 50 Cent gab es an manchen Zelten ein Stück Kuchen oder ein Getränk, die Bastelaktionen waren ehrenamtlich, das Material für die Kinder kostenlos. "Ich finde es schön, dass die Stadt es wieder geschafft hat, das Fest auf die Beine zu stellen", sagte Jakowatz.

Zwischen Stationen zum Kinderschminken, Basteln und Toben standen Infoständen von Schulen und Vereinen. Neben Spaß für die Kinder sollte das Fest dazu beitragen, Eltern über Kindertagesstätten, Nachhilfe und Betreuung zu informieren.

Unter den Infoständen war auch der des Förderinstituts für Dyskalkulie in Duisburg (FiDiDu). Dyskalkulie, also Rechenschwäche, werde selten erkannt, sagte Marion Schiller, Erziehungswissenschaftlerin, Therapeutin und Geschäftsführerin des Instituts. Betroffene Kinder hätten jedoch immer stärker mit den Folgen zu kämpfen, je älter sie werden. "Zum Ende der ersten Klasse sollten Kinder sich vom zählenden Rechnen verabschiedet haben", sagt Schiller. Dies heißt: Beim Rechnen sollten Kinder mit mehrstelligen Zahlen im Kopf rechnen können. "Kinder mit Rechenschwäche vergessen oft das Einmaleins, obwohl man glaubt, sie könnten es. Sie haben Probleme, Mengen und Größenverhältnisse zu bestimmen, können oft schwer Uhren lesen," sagte die Therapeutin.

Die Ursachen für die Rechenschwäche seien vielfältig. Mit der Zeit falle auf, dass betroffene Kinder mit Zahlen massive Probleme haben. Das ziehe auch psychologische Probleme nach sich - manchmal bis ins Erwachsenenalter, sagte Schiller. Mit verschiedenen Übungen und Therapiesitzungen gelinge es, die Kinder wieder an den Unterrichtstoff an der Schule heranzuführen.

(RP)
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