Wesel "In diesem Ausmaß war es eine Premiere"

Wesel · "Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los." Das geflügelte Wort aus Goethes "Zauberlehrling" passt zu einem Zeitgeist-Phänomen, das auch den Kreis Wesel längst erreicht hat: Eine Einladung über das soziale Netzwerk Facebook läuft aus dem Ruder.

Tipps gegen fiese Facebook-Fallen
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So am Freitagabend in Wesel, als gut 50 Polizeibeamte eine wüste Party auf dem Gelände des CJD-Berufsförderungszentrums an der Alten Delogstraße auflösen musste (RP berichtete). 150 bis 200 junge Leute hatten sich dort versammelt, fünf wurden vorübergehend festgenommen. RP-Redakteur Fritz Schubert sprach mit Jürgen Müller (48), Sprecher der Kreispolizei Wesel, über die Vorgänge und die Folgen.

Wird die Polizei automatisch aufmerksam auf solche Ereignisse?

Müller Die Polizei nutzt verschiedenen Informationsquellen. Auch im Internet, auch bei Facebook. Wenn jemand zu einer Feier einlädt, sind das meist private Veranstaltungen, wohin wir nicht kommen müssen. Es gibt ja auch Polterabende, bei denen 150 Leute an einem Haus stehen. Da hat die Polizei grundsätzlich erst mal nichts zu suchen. In diesem Fall kam der Hinweis von den beiden Jugendlichen, die eingeladen hatten. Sie stellten fest, dass ihnen die Sache über den Kopf zu wachsen drohte. Es war gut und richtig, dass sie sich bei uns gemeldet haben, um gemeinsam zu überlegen, was man tun kann.

Gab es vorher schon solche Fälle in Wesel und Umgebung ?

Müller Es gab eine Facebook-Party in Schermbeck, zu der mehr Leute kamen, als erwartet worden waren. Aber in diesem Ausmaß war es eine Premiere. Übrigens kann man nicht immer alles miteinander vergleichen. Die Wiederbelebung des Kornmarkts kürzlich war ja auch über Facebook initiiert worden. Da sind wir von uns aus auf die Organisatorin zugegangen, um zu erfahren, mit wie vielen Menschen denn zu rechnen wäre. Es ist alles gut gelaufen. Allerdings war es auch ein anderes Klientel. Am Freitagabend handelte es sich vorwiegend um Jugendliche, die vielleicht ein anderes Verständnis vom Feiern haben. Aber solche Zusammentreffen von jungen Leuten müssen nicht zwangsläufig zu Schäden führen.

An dem Haus des CJD an der Alten Delogstraße ist einiges zu Bruch gegangen. Auch Streifenwagen wurden malträtiert. Wie geht die Polizei mit solchen Schäden um?

Müller Die Polizei verfolgt Dinge, die strafrechtlich relevant sind, betroffene Eigentümer können Zivilverfahren anstrengen. Das sind zwei verschiedene Rechtswege. Auf jeden Fall muss klar ermittelt sein, auf wessen Initiative hin was geschehen ist. Das heißt: Eine Tat muss Personen zugeordnet werden können. Es ist Sache der Polizei, das jetzt aufzuklären. Das ist bei so einer großen Anzahl von Leuten schwierig. Deshalb gibt es jetzt eine Ermittlungskommission.

(RP)
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