Wesel In Wesels Scala funktionieren auch klassische Konzerte

Wesel · Kunst kann verwandelnde Kraft haben. Das war direkt mitzuerleben am Sonntag im Kulturspielhaus Scala. Schon lange vor Öffnung des Hauses wartete ein Tross Hörer vor dem Eingang. Klassik mit Mozart und Vivaldi war angesagt. Immer voller wurde das mittlerweile gut aufgefrischte Haus. Es spielte ein kleines Kammerensemble aus Bottrop unter der Leitung des trefflichen albanischen Geigers Alban Pengili. Seine erste Ausbildung nach dem Musik-Abitur-Gymnasium in der Hauptstadt Tirana erhielt er 1990/91 am dortigen Konservatorium, von 1992 bis insgesamt 2008 an der damaligen Folkwang-Musikhochschule Essen, Abschlüsse: Konzertexamen und Master Kammermusik, laut Text zur CD "100 Jahre Albanien". Dazu mehrere Preise in Wettbewerben und Arbeit unter namhaften Dirigenten und Streichersolisten.

Er kann also den Bogen meisterhaft über die Saiten führen. Er und sein von ihm inspiriertes Ensemble begeisterte; es sei gestattet, behutsam "begeisterte" zu sagen, das faszinierte Publikum. Wie im lebensnahen Scala üblich, war vor Konzertbeginn Erquickung mit Trank und Naschereien angesagt, zwei junge Frauen huschten umher - das Licht wurde gedimmt und aufmerksam atmende Ruhe herrschte. Mozarts "Kleine Nachtmusik", diese geniale Lebensäußerung, spielte sich in die offenen Herzen hinein. Es folgten einige so spritzige wie nachdenkliche Kompositionen aus dem 19. Jahrhundert, zum Beispiel ein Violin-Solo (Katharina Jarek-Knabe aus Wesel) zum Kammer-Ensemble der Streicher. Nach der Pause dann Vivaldis "Vier Jahreszeiten", mit der Verve und dem Schmelz italienischer Musizierlust samt des zugehörigen Könnens dargeboten und erhört vom Publikum. Es traf also. Das bewies der Beifall.

Noch besser würde sicherlich alles verstanden, wenn den offenbar aufgeschlossenen Hörern zuvor erklärt würde, erst nach dem Ende eines Werkes statt nach jedem Satz zu klatschen, damit die natürliche Spannung des jeweiligen Ganzen erhalten bleibt. Instinktiv blieb jener Zwischenbeifall ohnehin knapp. Ein fantastisches Publikum. Und eine ebensolch gute Betreuung vom Team des Hauses.

(hb)
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