Wesel Jazz in der Kammermusik - ein Konzert von Rang

Wesel · Freitagabend in der Aula der Musik- und Kunstschule. In diesem mit Sachverstand und Einfühlungsvermögen in die neue Zeit geholten historischen Gemäuer, das gleicherweise einer größeren Öffentlichkeit wie der Intimität kleinerer Gruppen einen Vertrauen stiftenden Raum bietet.

 Um die Verbindung von klassischer Moderne und Jazz ging es.

Um die Verbindung von klassischer Moderne und Jazz ging es.

Foto: Pottgiesser

Für ein Kammerkonzert ist er ideal, gerade wenn es um die Verbindung von klassischer Moderne und Jazz geht. Und wenn das ein Ensemble der Duisburger Philharmoniker spielt. Damit ist über den hohen Rang des Konzerts alles gesagt. Eingeladen hatte der Verein "R(h)ein-Kultur-Welt".

Ausdruckselemente des noch jungen Jazz kreativ in das eigene Gestaltungsvokabular einfügen, das machten viele Komponisten selbst. So auch George Gershwin (1898 - 1937). Violoncello und Klavier zauberten dessen wohllautende Klänge unter die Gewölbe der Zitadelle, wie improvisiert, dennoch diszipliniert. Bekannte Melodien hoben sich dezent hervor, aber etwas war neu. Der wiegende Swing war da, doch ein anders getakteter Rhythmus kam hinzu. So funktionierte sie, die Interaktion von klassischer Melodie und Jazz. "Wir spielen Original-Kompositionen", erklärte der Cellist, sie sind exakt notiert. Aber zu hören war es wie improvisiert. Das geht nur bei künstlerischer Begabung, denn Perfektion ist tot.

Ereignis des Abends war der Ukrainer Nicolai Kapustin, in der Sowjetunion wegen seiner Modernität kaum gefördert, im übrigen Europa erst langsam wahrgenommen. Die Flöte gesellte sich zu Cello und Klavier, und die pfiff, sang und tirilierte uralte Weisen aus dem Volk, Cello und Klavier schlugen die Rhythmen dazu - jazzig natürlich. Urformen des musikalischen Ausdrucks vereinten sich. Die Flöte führte jubilierend durch den nun reicheren Klang-Schatz der alten Nation. Melodische Einsprengsel bremsten rasende Tonfolgen, dann wieder tanzte spiralig hinauf die Flöte, auch zart und schmerzlich, ja, und ein wenig schräg war auch alles. Wunderbar.

Vom Franzosen Claude Bolling. geboren 1930, wurden Teile aus dessen Flöten- und Cellosuiten vorgestellt, nun mit Quintett-Besetzung. Fast klassisch die Klavier-Läufe, das "sinnierende" Cello, die elegische Flöte. Dazwischen harte Hiebe, alles mitgeraunt von Schlagzeug und Kontrabass. Friedmann Dreßler, Cello, Stephan Dreizehnter, Flöte, Melanie Geldsetzer, Klavier, Francesco Savignano, Kontrabass, Rafael Sars, Schlagwerk. Bitte weitermachen und wiederkommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort